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Nachwelt
Die
als Richterin
im vierblättrigen Kleeblatt der französischen, italieni:
scheu, deutschen und niederländischen Künste noch in
den letzten Jahren auf einem Deckenbilde der Eingangs:
halle des Lonvre zu Paris angewiesen worden, läßt
darauf schließen, daß man auch in Frankreich nicht
glaubt, auf die Dauer politische Kunsturteile aufrecht
erhalten zu können.
Daß es aber auch im eigentlichen Sinne zeitlich
bedingte Auffassungen der Kunst der Vergangenheit
giebt, sozusagen künstlerische Modegesetze mit rück:
wirkender Kraft, davon weiß nich; nur die Geschichte
des Kunsthandels, sondern auch die Geschichte der
Kunstgeschichte selbst allerlei zu erzählen. Wie in
Zeiten ausgebildeter Kennerfchaft fast jedes Jahrzehnt
seine besonderen Lieblinge unter den älteren Meistern
hat, Lieblinge, die mit großem Aufwande kritischer
nnd schriftstellerifcher Kunst in die vorderste Reihe
der Erwählten gerückt werden, so ziehen am Himmel
der kunstgefchichtlichen Kritik manchmal auch Wolken
dahin, die den Anblick der leuchtendsten Sternbilder
zeitweilig verhüllen.
Eine Verdunkelung solcher Art trat z. B. in der
zweiten Hälfte des vorigen Jahrhunderts ein, als
Winckelniann, dessen Verdienste um die Erforschung
der griechischen Kunst und um die Benutzung der dent:
schen Sprache nicht hoch genug angeschlagen werden
können, es ausgesprochen hatte, daß alles Heil der