184
Die
UeUe
deutsche Phantasiekunst
wir träumen und sinnen, wir lachen und tollen mit
ihnen. Lachen sollen wir nach der Absicht des Künsti
lers über manche seiner Gestalten, sogut uns manche
Gestalten Shakespeares lachen machen sollen. Dies
wird merkwiirdigerweise von manchen sonst kunst:
sinnigen Beschauern nicht verstanden und nicht nach:
empfunden. Sie nehmen es für eine Schwäche
Vöcklins, wenn eine seiner Gestalten ihre Heiterkeit
erregtl Aber die Zahl derer, die den Meister ver:
kennen, vermindert sich von Jahr zu Jahr. Die
große Unmittelbarkeit, mit der er die Landschaft
selbst im hellsten Freilicht oder im farbigsten Zauber:
licht zur Anschauung bringt, die tiefe Jnnigkeit, die
viele seiner religiösen, das lebendige Schönheitsgefühl,
das viele seiner Darstellungen aus der antiken und
romantischen Heldensage beseelt, und die große male:
rische Kraft seiner Pinselführung; durch die er in
seinen besten Bildern allen Jüngeren technisch über:
legen ist, müssen bei unbefangener Betrachtung jeden
Kunstfreund unwiderstehlich gefangen nehmen.
Hans Thoma7s Fliige durch den Himmel der
künstlerischer: Einbildungskraft begegnen sich nicht
selten mit denen Böcklins. Doch gilt dies nur für
einen Teil seiner Schöpfut1gen. Mit einem anderen
Teile steht er auf dem festen Boden der deutschen
Landschaft, des deutschen Lebens, der deutschen Sitte.
Daß er der deutschefte Künstler dieser Reihe ist, ist