Volltext: Bilder aus der neueren Kunstgeschichte

Die 
der 
Anfänge 
Jtalien. 
Renaissance in 
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erklären, hat noch Niemand von der gothischen Architektur den 
Ausgangspunkt geno1n1nen.  
Während dieser Vorgänge auf rein kiinstlerischem Gebiete, 
vollzog sich aber im Kreise der Bildung in Jtalien ein Prozeß, 
dessen siegreicher Ausgang auch die Architekten, auch die Bildhauer 
und Maler gründlich verwandelte, dessen Folgen sich in der Phan: 
tasie wie im Auge und in der Hand der Künstler nachweisen 
lassen. Die hun1anistische Bewegung trat ein. 
Eine merkwiirdigere Gruppe von Männern, als die italie: 
nischen Humanisteu, hat weder vorher noch nachher die Sonne 
beschienen. Man kann sie keinem der bestehenden Stände ein: 
reihen, ihr Wissen und ihre Thiitigkeit keinem der gangbaren 
Fächer unterordneu. Sie verspotten das beschränkte Standes: 
bewus;tsein, sie eisern gegen das Handwerk, gegen das Fach: 
und Zunftmäßige. Jn ihren Ansprüchen kaum zu befriedigen, 
schränken sie doch ihren Pflichtenkreis nach den Geboten der per: 
sönlichen Laune ein. Sie nahmen Antheil an der Verwaltung 
des Staates, verstanden es aber, die gewöhnlichen Lasten eines 
Staatsdieners von sich fern zu halten, sie bli6kten nach kirchlichen 
Pfründen aus, ohne sich aber um die priesterlichen Obliegenheiten 
ernstlich zu kiinnnersn; von politischen Jnteressen erfüllt, bekennen 
sie sich dennoch zu weitaussehender kosmopolitischer Gesinnung; 
indem sie ihren Patriotis1nns betonen, verdingen sie ihre Dienste, 
den Persönlichen Vortheil allein im Auge, an einzelne mächtige 
Personen; der Besitz kirchlicher Aemter schließt bei ihnen die 
Gleichgültigkeit gegen religiöse Gedanken nicht aus. Von nnbe: 
zWinglicher Sehnsucht nach dem Jdealen getrieben, versenken sich 
die Humanisten in das Studium des tlassischen Alterthnms. 
Mit welcher Begeisterung sie sich demselben hingaben, dafür lassen 
sich zahlreiche, übrigens wohlbekannte Beispiele anführen. Aber 
auch der Lebenspraxis blieben sie nicht fremd und wenn man 
einen Augenblick glaubt, ihr schwärmischer Sinn entziehe sie der 
Wirklichkeit und bilde ihr anszeichnendes Merkmal, so entdeckt 
man gar bald, daß feine Weltklugheit ihnen in nicht geringerem 
Grade eigenthün,1lich sei. Mitten in ihren idealen Beschijftiguugen 
vergaßen sie nicht auch das Niitzliche und Branrhbare. ,,Qnin: 
tilian nnd Cicero lehren dich Beredtsamkeit, Vegetius unterweiset 
dich in der Kriegskunst, wie der Staat zu lenken sei, unterrichtet
	        
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