Volltext: Bilder aus der neueren Kunstgeschichte

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Wege 
Die 
Ziele 
und 
der 
gegenwärtigen 
Kunfks 
Cder Tyrann Megapenthes in Charon7s NachenJ, Jllustrationen 
zu Danteis Hölle CFrancesca da RiminiJ und Miltonis verlöre: 
nem Paradiese CSturz der EngelJ, Zeichnungen nach Klopstock 
CHermann von Thusnelda bekriinztJ Wieland CHüon und Sche: 
rasminJ und Goethe lFaust in der .HexenkücheJ. Bewunderungs: 
würdig bleibt sodann das vielgestaltige Wesen seiner Phantasie. 
Die holde Anmuth und die Seligkeit des stillen wonnigen Da: 
seins zaubert Carstcns ebenso lebendig vor unsere Augen, wie 
die Wuth kriegerischer Leidenschaften, den lauten pathetischen Aus: 
druck weiß er eben so trefflich zu verkörpern, wie die feinen, psh: 
chologischen Stimmungen, dem dramatischen Elemente wird er 
nicht minder gerecht, wie der tieferen lhrischen Empfindung. Kann 
man sich schärfere Gegensät3,e denken als die Ossianischen Szenen 
und die Schilderung, wieAchilles seinen Streitgenossen ziirnt oder 
Alcibiades beim Gastmale den Sokrates bekränzt, liegt nicht eine 
ganze Welt zwischen dem goldenen Zeitalter, wo nur Freude und 
Fröhlichkeit waltet, Groß und Klein, Alt und Jung dem süßen 
Lebensgenusse hnldigt und dem wüthigen Kampfe des Achilles mit 
den Flüssen oder der bittern satirischen Schilderung, wie der 
reiche Thrann Megapenthes sich gegen das Todesloos sträubt 
und von der Hohlheit alles irdischen Glanzes durch den höhnen: 
den Schuster MycilI überzeugt wird2 
Jnmitten des stofflichen Reichthums und des mannigfaltigen 
Empfindungstones bleibt sich aber Carstens in einem Punkte treu; 
bei aller Verschiedenheit weht doch ein gemeinsamer Zug durch 
seine Schilderungen. Die einzelnen Gestalten sind in dem be: 
stimmten Charakter, den sie darstellen sollen, vollkommen aufge: 
gangen, nichts an ihnen erinnert daran, daß sie ebenso gut wie 
in diese auch in zahlreiche andere Beziehungen treten können, sie 
erscheinen für den Zweck, den sie zu erfüllen haben, geradezu ge: 
schaffen, sie erheben sich zu allgemeinen Typen. Das ist echt 
plastische Art. Der Maler darf nicht nur, er muß sogar, um 
das volle Maß der Lebendigkeit zu erreichen, zufällige Züge seinem 
Bilde beimischen, und um den höchsten Grad der Wirklichkeit zu 
gewinnen, die bunte Mannigfaltigkeit. der natürlichen Erscheinungs: 
formen nachahn1en. Dem Plastiker bleibt dieser Weg versperrt. 
Seine Kunst bietet ihm nicht die Mittel das Auge zu täuschen 
und schränkt ihn in Bezug auf sinnenfälIige Wahrheit wesentlich
	        
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