Die Kunst
während
französischen Revolution.
der
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werden, den Arrondissements blieben die Feste des Frühlings,
der Erndte und der Weinlese, der Freiheit und der Wohlthätig:
keit vorbehalten, den Departements gehörten die Feste der Jah:
reszeiten, der Poesie und der Gleichheit, als Reichsfeste sollten die
Erinnerungstage an den Beginn der Revolution l14. July, an
die Einführung der Republik C10.AugustJ, an die Annahme der
Verfassung und endlich das Fest der allgemeinen menschlichen
Verbrüderung am Neujahrstage angesehen werden. Robespierre
bemühte sich ebenfalls die nationalen Feste zu orgnnisiren und den
sechsunddreißig Dekaden des Revolutionsjahres eine feierliche Be:
stimmung zu verleihen. Von diesen Bestrebungen muß man
Kenntniß nehmen, um die Kühnheit und das umfassende Wesen
der revolutionären Aspirationen zu verstehen. Nicht das politische
Individuum allein, sondern der ganze Mensch sollte einen Neue:
rungsprozeß durchmachen, auch die Empfindung und Naturan:
schauutig umgewandelt werden. Besonderes kunsthistorisches Jn:
teresse erregt vor allen übrigen Pariser Festen nur noch das Fest
des höchsten Wesens wegen des Antheiles, welchen abermals David
an demselben hatte. Auch bei diesem aber fesselt noch mehr der
Entwurf des Künstlers, der sich bei dieser Gelegenheit selbst über:
bieten wollte und das Höchste versprach und erwartete, als die
wirkliche, durch die ewigen Wiederholungen etwas trockene Aus:
führung. David vergißt, daß seine Anstalten und Anordnungen
sich nur auf die äußeren Sinne beziehen, er greift der Wirkung
des Festes vor und schildert in poetischer Weise, vom begeisterten
Gefühle hingerissen, den idealen Verlauf des Festtages.
,,Bei dem Anblicke der aufgehenden Sonne, welche nach dem
Convcntsdekrete nicht mehr als ein todter Naturkörper, sondern als
das Werk einessgeistigen Schöpfers aufzufassen ist, herrscht allge:
meiner Jubel und Wonne. Freunde, Geschwister, Gatten, Kinder
und Greise Alles umarmt sich und eilt, die Vorbereitungen für den
großen Tag zu treffen. Die Frauen schmücken sich, die Jünglinge
greifen zu den Waffen, die Greise fühlen sich verjüngt. Die
Glocken, die Trommeln, die Kanonen geben das Zeichen des
Festbeginnes. Jm Jardin national nimmt die Feier ihren An:
fang. Nachdem sich das Volk hier versammelt hat, der Convent
und die öffentlichen Gewalten hinzugetreten sind, wird der Atheis:
mirs seiner usurpirten Macht entsetzt. EineiRiescngruppe, aus