Battifta
Leon
Alberti.
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führt nicht allein die alten Tempel ausschließlich als Muster an,
sondern spricht auch von der c1jscip1ina Hetrnsc0r1nn, welche
jedem Gott besondere Raume zur Verehrung anwies, städtische
Götter von liindlichen und de1ngeiuäß auch städtische Tempel von
ländlichen unterschied. Er leitet die mannigfachen Tempelformen,
wie Rnndte1npel, .Hypiithraltempel von der Natur der einzelnen
Götter ab, als ob diese noch zu Recht bestanden. Und wenn Leon
Battista im Innern des Tempels am liebsten Statuen sehen
möchte, wenn er moralische Sinnspriiche wie: Liebe und Du wirst
geliebt werden oder: Sei, wie Du zu scheinen wünschest, an den
Wänden zu verewigen nnd dem Fußboden wieder mathematische Linien
und geometrische Figuren einzuzeichncn empfiehlt, damit dem Auge
überall Anregungen zur Bildung des Geistes entgegentreten, über:
all die ,,reine PhilosophieU antlinge, so glaubt man in dein Ver:
fasser einen wiedergeborenen Heiden, an welchem die Wandl11ngen
der Welt spurlos vorüber gegangen sind, zu erblicken. Durch
diesen heidnischen Zug würde sich Alberti keineswegs von seinen
Zeitgenossen völlig lossagen. ist bekannt genug, das; in hu:
manistischen Kreisen das geistreiche Spiel mit dem klassischen Hei:
denthume förmlich zur Modesache wurde. lind namentlich bei Leon
Battista läßt sich die Vermnthnng kaum abweisen, daß er der
römischen Akadeinie des Po1nponins Liitus schwerlich fernstand,
welche nur in den Erinnernngen an die antike Heidenzeit lebte.
Ehe man aber das eudgiltige Urtheil über ihn fällt, muß man
Doppeltes erwägen. Zuerst, daß es denn doch nicht an Beziehungen
auf gc:genwärtige Verhältnisse gänzlich fehlt. Das Kapitel über
Klöster konnte mit so feiner Jronie nnd doch so liebenswürdiger
Toleranz, mit so geringem Glauben an diesHeiligkeit des Mönchs:
und Nonnenlebens nnd doch so großer Sorgfalt flir das Wohl:
sein der Klofterbewohner nur. im fünfzehnten Jahrhunderte und
nur in der Heimat Bocaceiots geschrieben werden. Dann darf
man auch das ästhetische Jnteresse des Autors nicht außer Acht
lassen. Alberti7s christlicher und kirchlicher Eifer ist nicht die her:
vorragendste Eigenschaft des Mannes. Jn die Liebesmale seht er
das Wesen des Christenthums, die Rückkehr zur ursprüngliEhen
Einfachheit des Gottesdienstes hält er für wünschenswerth, dem
wechselvollen Einflnsse der Gestirne kann er es allein zuschreiben,
daß ,,oor drei: oder vierhundert Jahren die Menschen in dem
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