haben aber jetzt eine vielfache Umwandlung und namentlich eine
beträchtliche Erweiterung erfahren.
Der letzte Aufsatz, welcher vom gegenwärtigen Kunstleben
handelt, ist seiner ganzen Natur nach angethan; heftige Widek,
facher zu weeken. Jch hätte die Zahl derselben vielleicht ver:
ringert, würde ich ausführlicher auseinander gesetzt haben, was
ich hier schlechthin als meine persönliche Ueberzeugung ausspreche,
daß ich die deutsche Kunst für entwicklungsfähiger halte, als die
französische, mag sich auch die letztere gegenwärtig größerer Er:
folge rühmen, der Kreis ihrer Bewunderer weit über Frankreichs
Grenzen hinausreichen. Ich wollte aber selbst den Schein der
Schmeichelei meiden, ich wollte und durfte nicht Bedenken und
Tadel, wo ich solchen zu äußern mich berechtigt glaube, durch
die Anweisung auf künftiges Lob absihwächen nnd verdiinnen.
Der Leser wird aus dem Aufsatz,e gar bald meinen Gegensatz,
zu 1nanOen jetzt herrschenden Kuuftrichtungen wahrnehmen. An
den Jrrthii1nern, über welOe ich Klage führe, tragen theilweise die
Künstler selbst Schuld. Das kann ich nicht ändern. Von der
thöriihten Amnas;uug, den Künstlern Wegweiser und Richtschnur
zu sein, fühle ich miih frei. Die ungleich größere Schuld trifft
aber das Volk, die sogenanntenGebildeten, welche von der Kunst
bald Unmögliche, bald unwürdige Dienste verlangen. Die unter
den Laien gangbaren Anschauungen von der Kunst, von ihren
Aufgaben und ihren Grenzen in einzelnen Punkten zu berichti:
gen, wo es Noth thut zu Verhesscrn, war die Absidht bei dem
Niederschreiben des lehten Effahs
Bonn
im
Juni
1867.
Anton
Springer.