Die
Genrebild.
Städte
Fabulieren.
Der Humor.
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ausschüttet. Denn die Lust zum Fabulieren sei an sich im Gemälde
nicht unkünstlerisch, wenigstens dürfe der dies nicht zugeben, der die
gleiche Neigung in den altflorentinischen Bildern bewunderte und
von Terborchs novellistischen Darstellungen entzückt sei.
Das ist ein Ausklang des von Springer gegebenen Schlacht:
rufes: Zurück zum Volk, das Volk für das Volkl Er klingt schon
recht vorsichtig, wie es selbstverständlich ist für einen, der die
neuere Naturanschauung als die eigenste und eigentlichste Kunst
des neunzehnten Jahrhunderts zu begrüßen gelernt hat. Man hat
Wörmanns Buch Was uns die Kunstgeschichte lehrt um dieser
Vorsicht willen kräftig angegriffen.
Die Lust zum Fabulieren, ist das dasselbe, wie die Lust, kleine
NovelIen zu erzsählen9 Vielleicht für den Dichter, schwerlich für
den Maler. Eine malerische That ist jedenfalls das Darstellen
des Menschen in einer bestimmten Lage, des menschlichen Aus:
druckes, so daß man im Bilde seine Seelenstimmung erkennen kann.
Diese schlicht und kräftig zu geben, ist Kiinstlerwerk, Kunstwerk.
Mehrere Menschen zusammen in verschiedenen Beziehungen zu ein:
ander, zu dem gleichen Ereignis darstellen, ist es ebenfalls. Denn
da werden Dinge sichtbar, die wir mit den Augen verstehen lernen.
Alle Beziehungen darüber hinaus, namentlich der feine Humor
erscheint mir auch hier bedenklich, erscheint jedenfalls den Mo:
dernen so und zwar ebenso an Terborch wie an Bokelmann oder
Brütt. Nicht, daß ich den Humor verachtet Wer soll nicht lustige
Leute liebenI Aber das Malen mit lächelnder Miene, das ist das
Ärgerliche; der Humor, welcher Herablassung ist, Herablassung
gegen das, was das ernsteste Ziel des Künstlers sein sollte, gegen
die Natur.
Die Kenner unseres Volkes sagen, daß Humor eine germa:
nische Eigenschaft sei. Die Engläuder und wir Deutschen bildeten
sie aus: Dickens, Sterne, Jean Paul, Kerner, Gottfried Keller,
Fritz ReuterI Eine wundersame deutsche Sache, für die wir kein
deutsches Wort haben: es bedeutet das lateinische Wort humor
geistiges und körperliches Wohlsein, daher gute Stimmung, gute
Laune. Ja, die lieben wir wohl alle. Aber Humor, wie das
Wort verstanden wird, ist doih noch etwas anderes. Es ist eine