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Romantiker.
Die
katholischer Geistlicher, durch verschiedene Aufsätg,e und endlich durch
das 1885 erschienene Druckheft Die katholische Kirche und die
Renaissance herbeizuführen. Er fand nur teilweise Zustimmung, die
wichtigste bei den österreichischen Behörden, welche die Denkmalspflege
zu überwachen haben. Die Ron1autiker zu überreden ist ihm aber nicht
gelungen. Sein Ziel war die Freiheit der Stile, die Beseitigung
der Stilzwangsjacke. Die Kirche sei keine gotische, sondern eine
allgemeine, ihr Gebiet müsse das der ganzen Kunst sein. 0mnis
spiritus 1audet. D0miuum2 Seit achtzehn Jahrhunderten, erläutert
Graus, gab es eine christliche Kirche, aber nur etwa von 1200ss1500
nnd eigentlich nur bis 1400 solle sie wahrhaft christkatholische Kunst
hervorgebracht habenP Diese drei kurzen Jahrhunderte waren die
nachzuahmei1de Blütezeit für die Romantiker geworden, ebenso wie
die Hellenisten in der kurzen Spanne Zeit ihr Jdeal erkannten,
in der das perikleische Athen blühte. Die Welt hatte umsonst ge:
arbeitet durch die Jahrtausende gegenüber der naschhaften Ab:
schmeckerei der verwöhnten Zeit. Nur ein paar der besten Früchte
schienen ihr genießbar, alle anderen wurden verachtet.
Man könnte die selbstgefällige Wiederholung derselben Formen
im katholischen Kirchenbau, dies früher nie gesehene Wiederkäuen
schon verdauter Kost ruhig mit ansehen, thäte es einem nicht leid
dabei um die deutsche Kunst, die so gar zum Stillstand verurteilt
wird. Es ist einem so einsichtigen Manne wie dem Mainzer Dom:
kapitular Friedrich Schneider nur zu danken, daß er den Versuch
machte, die Formen des Grundrisses zu bereichern. Er erkannte,
daß bei der größten Zahl der kirchlichen Neubauten die erste Sorge
auf die stilvolle Ausbildung gelegt worden sei, daß die architek:
tonische Schablone vielfach Zweckwidrigkeiten herbeigeführt habe.
Wozu die fast als Regel angewendete Dreischiffigkeit selbst bei Pfarr:
kirchen, die für etwa 1200 Menschen so einzurichten seien, daß man die
Vorgänge am Altar sehen und Predigt und priesterlichen Gesang hören
könne. Er weist aus die einschiffigen Bauten der verschiedensten Jahr:
hun,derte, namentlich auf die Südfrankreichs hin. Aber er fand wenig
Beifall. Josef Prill, ein Schullehrer, der durch seine Mitwirkung
an der VerbalIhornung der romanischen Kirche zu Wechselburg in
Sachsen bekundet hat, daß er in Baufragen mitzureden berufen