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des Cinquecento die Maßhaltigkeit der Alten darin weit
überboten. Das Heidenthum und das Christenthum, die
Mythologie und die Bibel, das schwirrte den Leuten bunt
durcheinander im Kopfe, und es ist noch die Frage, ob
nicht die Götterwelt des Olymps sammt dem unterirdischen
Reich Plutons und Neptuns feuchtem, sischschwänzigem
Gefolge den Vorrang behauptete vor den tcstamentarischen
Gestalten und Begebenheiten.
Die Aufgrabung einiger Wohnhäuser oder Palasträume
des Alterthums, damals bei ihrem ersten Auffinden aus
der Nacht des Grabes ,,GrottenH genannt, woher diese
ganze Art des Ornaments den Namen der ,,Grotteskentt
erhielt diese Aufgrabung hatte jene späte phantastische
Wandn1alerei, wie sie uns heute in Pompeji in zahllosen
Beispielen vorliegt, zuerst zur Kunde gebracht. Hier sah
man in jedem Fall eine höchst reizvolle Welt auf die Wände
gemalt, reizvolI in der Farbe, reizvoll in der Erfindung.
Zwar schlugen diese Gebilde der Phantasie mit der Kühn:
heit ihrer unmöglichen Architektur zuweilen aller Wirklichkeit
keck ins Antliy, aber sie sollten ja auch nicht die Wirklichkeit
vorstellen, auch nicht den Schein derselben geben, sondern
nur wie eine Märchenwelt dem Auge ein anmuthig:heiteres
Spiel vorgaukeln und die Einbildungskrast mit Bildern
erfüllen. Diese wohlthuenden warmen Farben, in denen
Braunroth den Hauptklang gab, diese harmonische, so wohl
berechnete Eintheilung der Felder, diese heiteren olympischen