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mit Schnit,zereien reich ausgestattete Möbel waren damals
der Luxus der Großen und der reichen Bürger in den
Städten, von den Altären, dem Chorgestühl und anderem
Holzgeräth der Kirchen nicht zu reden. Reichthum der
Arbeit sollte sich zur Solidität gesellen, die leichte, ge:
schni1;te und durchbrochene Verzierung mit der schweren
Würde der constructiven Theile vereinen. Diese Möbel,
meist aus festem Holz solid und schwer gezimmert und
ziemlich massiv und colossal in den Formen, hatten aller:
dings etwas Unbewegliches, was keineswegs mit ihrer reich:
lichen, aber aus dünnem Stabwerk bestehenden Krönung
harmonirte. Das Stabwerk ahmte genau die ornamentalen
Formen der Architektur nach, in Maßwerk, in Fialen und
Baldachinen, auch das Laub war genau dasselbe wie das
in Stein, nur daß alles in dem leichteren, zäheren Material
dünner und zierlicher herausgearbeitet wurde. Ebenso
fehlten den Baldachinen kleine Standbilder nicht, und
sigürliche Reliefs nahmen die Füllungen ein. iWährend
also, wie vorher bemerkt, die Architektur so mancherlei
aus der Kleinkunst an sich genommen hatte und im ganzen
Charakter troh der colossalen Dimensionen kleinlich und
spielend geworden war, hatte sich die Möbelfabrication
zu einer Baukunst im Kleinen entfaltet. Daher lag es
nahe, daß die Architekten unserer Zeit, als sie vor wenigen
Jahrzehnten die Gothik zu erneuern begannen, für die
Gestaltung des innern Hausraths auf diese letzte und ent: