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selbst oder legen sich mit Schleifen um das Fußgelenk
herum. Selbst der Soldat im Felde konnte ihrer nicht
entbehren. Es wird uns erzählt, daß einst die Armee
des glorreichen Ludwig, als sie lange an der uiederländisc;en
Gränze gelegen, in der Toilette sehr herabgekommen war
und namentlich große Noth an SpiHen litt. Da schickte
der französische General einen Parlamentär an den eng:
lischen Befehlshaber und bat um die Erlaubniß einen
Eommissionär in die belgischen SpiHenstädte senden zu
dürfen, um Spihen für die Armee einzukaufen. Dies
zwar erlaubte der Gegner nicht, aber er war ritterlich
galant genug den Franzosen einige SpiHenhändler mit
hinlänglicher Munition zu schicken.
In noch höherem Grade bedurften die Damen der
Spihen; sie bildeten die leichte Zierde zu der im Uebrigen
pompösen und schweren Tracht. Die weibliche Kleidung
mußte in Geist und Charakter ein würdiges Seitenftück
zur männlichen darstellen, sie mußte, wenn auch in andern
Formen, sich als desselben Geistes Kind zeigen und dem
Geschmack Ludwigs XIV. Ehre machen.
Die Dame war freilich in Verlegenheit, wie sie mit
der Perrücke, die sie doch nicht selbst anlegen konnte, an
Großartigkeit zu concurriren vermochte, sie half sich aber
doch in ziemlich entsprechender Weise. In der Zeit des
Kriegs war das Haar in Locken frei herunter gefallen;
solche Freiheit konnte die absolutistische Zeit Ludwigs XIV.