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Italien aus, ja hier vielleicht früher noch als im Westen
und Norden. Die Ueberzeugung, daß diejenigen, welkhe
sich als die Schulen Rafaels und Michel Angelos
betrachteten, das Vorbild dieser großen Meister verlassen
hatten oder verkannten, die Ueberzeugung, daß eine Umkehr
nothwendig sei, führte schon am Ausgang des sechzehnten
Jahrhunderts zum Kampfe gegen den Barockstil. Während
aber in Spanien und den Niederlanden der Umschwung
fast einzig auf Grundlage der wiedergefundenen Wahrheit
der Natur vor sich ging, schlug man in Italien zwei
Wege ein, den akademischen und den naturalistischen.
Der erste Weg ging nicht auf die Natur zurück, sondern
auf die großen Meister. Er hielt sich an die göttliche
Formgebung Rafaels, an die Zeichnung Michel Angelos, an
das Colorit der Venetianer, an das Helldunkel Correggios
und suchte daraus, indem er die starken Seiten aller
zusammenfaßte, einen vollkommenen Stil zu bilden. Dies
ist der Weg der Schule von Bologna, der Weg, den die
Carracci als Maler und Lehrer betraten und durch welchen
sie den größten Einfluß auf die nachfolgenden Kunst:
generationen ausübten. Man muß zugestehen, daß es im
GegensaH gegen die Barocke eine Erhebung war, und daß
dieser Weg von den Auswüchsen jenes Stils befreite und
den Geschmack zur Reinheit wieder zurückführte, ja daß er
die Malerei weit länger vor der erneuerten Abgeschmacktheit
bewahrte, welche Sculptur und Baukunst im siebzehnten