sich unbemalt dachte. Mit diesem erweckten höheren Sinn
für Plastik hängt es auch zusammen, daß man von dem
unsoliden Holz, sowie vom Sandstein mehr und mehr abging
und sich an solidere und feinere Steinarten hielt, vor allem
aber große Vorliebe für Bronze gewann, darin von nun
an die bedeutendsten Aufgaben der Sculptur, Brunnen und
Grabdenkmäler, ausgeführt wurden.
Auch andere Zweige der Kleinkunst sehen wir die Farbe
vernachlässigen, so z. B. die herrlichen Gefäße und Gebilde
der französischen Emailleurkunst zu Limoges, welche
noch im Anfange des sechzehnten Jahrhunderts eine große
Anzahl Farben gezeigt hatten, die sie nach und nach alle
abwarfen, bis sie sich auf Schwarz, Grau und Weiß reducirt
sahen. Und das geschah grade zur Blüthezeit dieser Kunst,
um die Mitte des sechzehnten Jahrhunderts, als ein Leonard
Limousin, Pierre Reymond, Jean Courtois in Limoges thätig
waren. Es geschah das aus Geschmack, sicherlich nicht aus
Mangel an Geschicklichkeit, denn als im Anfang des sieb:
zehnten Jahrhunderts die Farbenlust wieder kam, stellte
sich auch die Farbe im Email wieder ein. Man kann damit
endlich auch die dem Mittelalter nicht eigenthümliche und
erst in der Zeit der Renaissance entstandene Vorliebe für
Thongefäße in Beziehung sehen, die theils einfarbig in der
Glasur waren oder doch, selbst wenn bemalt, nur eine
geringe Farbenscala zeigten, theils leichten ReliefsthmUTk
hatten.