nach Pisa begab, um die Truppen zum
Kreuzzug gegen die Türken zu versammeln.
Auch nach dem nur sechsjährigen Ponti:
fikat Pius, II. blieb er in nächster Beziehung
zum heiligen Stuhl. Er vollzog die In:
thronifation des neuen Papstes Paul 1I.,
und als 1471 abermals das Conclave zu:
sammentrat, erschien Forteguerris Name
auf der Liste der Papabili. Indessen ging
nicht er, sondern der Kardinal Rovere, der
den Namen Sixtus IV. annahm, aus der
Wahl hervor.
Dem Zuge der Zeit in der reichlichen
Ausübung öffentlicher Mildthätigkeit ebenso
sehr wie dem Zuge seines wohlthätigen
Herzens folgend, stiftete der Kardinal in
seinem Todesjahre das Liceo Forteguerri
zu Pistoja, mit der Aufgabe, armen Stu:
denten weiter zu helfen. Er mochte sich
dabei dankbar erinnern, daß in feiner
bedrückten Jugend das Stipendium der
Operai von S. Jacopo allein ihm den Be:
such der Universitäten Bologna nnd Siena
und damit seine ehrenvolle Laufbahn er:
möglicht hatte.
Als er nun, von den Strapazen der
Feldzüge aufgerieben, am 21. Dezember
1473, kaum vierundsiinfzig Jahre alt, in
seinem geliebten Viterbo die Augen schloß,
säumte man nicht, sein Gedächtnis dauernd
zu ehren. Als Titularkardinal von Sau
Elemente in Rom wurde er dort beigesetzt
und ihm von Mino da Fiesole das Grab:
mal errichtet, das wir erst seit 1891 wieder in
feiner ursprünglichen Gestalt sehen CAbb. 30J.
Zugleich beschloß der Gemeinderat seiner
Vaterstadt Pistoja in einer SiHung vom
2. Januar 1474, zur Errichtung eines
Ehrengrabes an geeigneter Stelle die Summe
von 300 Goldgulden auszuwerfen.
Unter den fünf Modellen, die zwei
Jahre später vorlagen, erhielt dasjenige
des Andrea del Verrocchio aus Florenz die
meiste Anzahl von Stimmen und wurde
zur Ausführung angenommen C5. Mai
1476J. Allein dem Vorhaben stellten sich
bald Schwierigkeiten entgegen. Zunächst
erhöhte Verrocchio seine Forderung aus
350 Dukaten, und während darüber noch
die Verhandlung hin und her ging, be:
nuHte ein Teil der Kommission, die Operai
von S: Jacopo, die Anwesenheit Pieros
del Pollajuolo, um ein neues Modell zu
erlangen. Nun standen sich die Parteien
gegenüber: Andrea konnte sich an den
Kontrakt halten, für Pieros Modell traten
außer der Behörde von S. Jacopo noch
die Familie des Verstorbenen und die
öffentliche Meinung ein. Jn einem Brief
vom 11. März 1477J78 wandten sich die
Operai an ihren Protektor .Lorenzo de.
Medici, dem sie zugleich die Modelle
unterbreiteten. Mit der nicht nachweis:
baten Antwort ist uns ein wichtiges Doku:
ment sowohl für Lorenzos künstlerischen
Geschmack, wie für seine taktvolle Vermitte:
lung zwischen zwei ihm gleich nahestehenden
Künstlern verloren gegangen. Die That:
fachen weisen darauf hin, daß Lorenzo sich
für Verrocchios Modell entschieden hat.
Eine für Verrocchio ungewöhnlich flüchtig
gearbeitete Thonskizze im South Kensington:
Museum zu London wird wertvoll, indem
sie uns die großartig angelegte Kompo:
sition vorführt CAbb. 31J. Verrocchio stand
diesmal einer ganz anderen Aufgabe als beim
Medicimonument gegenüber. Mußte er
dort das Würdevolle im Unauffälligen zur
Geltung bringen, so war hier das Jmpo:
sante ohne alle Einschränkung sein einziges
Ziel. Mit der Phantasie eines Barock:
meisters, die mit großen Massen ein male:
risches Spiel beginnt und den Widerstand des
Materiales lächelnd überwindet, hat Verroc:
chio die ungeheuere, von einem Nischenbogen
überspannte Mauerfläche belebt. Als Motiv
wählte er den Anbruch der ewigen Selig:
keit, in die der Verstorbene einzugehen be:
stimmt ist. Als habe er den schweren Todes:
schlaf von sich geschüttelt, so kniet der Kardi:
nal auf dem Deckel des Sarkophages, und
während in der unteren Region die drei
theologischen Tugenden des Glaubens, der
Hoffnung und der Liebe ihn umschweben,
tragen Engel in einer mandelförmigen Glorie
Christus selbst als gnädigen Richter dem
fromm mit gefalteten Händen aufschauen:
den Kirchenfürsten entgegen. Wo die neben
ihm schaffenden Meister nur die Aufbah:
rung des Toten in der Kirche während der
Parentation zu verewigen wußten, hat Ver:
rocchio Handlung und Bewegung gegeben,
indem er dem Visionären sinnlich wahr:
nehmbare Formen verlieh. Das Neue und
Originelle der Komposition erfährt keine
Einschränkung, wenn man für den oberen
Teil mit der Mandorla auf das Relief
der Gürtelspende des Nanni di Banco über