Abb. 77. Lorenzo di Credi. Madonna mit zwei Heiligen.
Neapel, Museum.
Mach einer Originalphotographie von Gel1rüder Alit1ari in Florenz
das Marmorgrab des Rechtsgelehrten Tar:
tagni in Sau Domenico zu Bologna
C1477; Abb. 44J, ist im Aufbau und in
der Ornamentik von Desiderio abhängig, im
Figürlichen und in der Faltengebung zeigt
es das Vorbild des Verrocchio bis zur Un:
selbständigkeit und mit fast allen Fehlern,
denen der iibereifrige Nachahtner nie ent:
geht. Die Arbeit ist sauber und gewissen:
haft bis zur. Kleinlichkeit. Von Erfindung
kann kaum gesprochen werden, und die
vrnamentale Uberladenheit bekundet keinen
feineren Geschmack. Dieselben Mängel be:
einträchtigen auch die übrigen Arbeiten des
Bildhauers, dessen Verbindung mit Ver:
rocchio persönlich und künstlerisch lockerer
gewesen ist als das Verhältnis zu Credi.
Die Arbeiten in gebranntem Thon, die
von der Hand des Agnolo di Polo überall
in Florenz zu sehen waren, können wir,
vielleicht der Unbeständigkeit ihres Mate:
rials wegen, nicht mehr nachweisen. Eini:
gen Ersatz indessen, um Verrocchios Nach:
wirkung auf diesem für Florenz ganz
eigentümlichen Gebiet plastischer Kunst zu
beobachten, bietet eine bestimmte Gruppe
von Robbia:Arbeiten. Madonnen in bau:
schigem Gewand und Mantel, das Christi
kind auf einem Kissen neben sich, umflogen
von den Engeln des Forteguerri:Grabes,
Wiederholungen ganzer Kompositionen Ver:
rocchios, der Taufe Christi, der Enthaup:
tung des Johannes, des Thomas:Wunders,
Putten, die denen des Verrocchio blutsi
verwandt sind, werden in dieser Kategorie
angetroffen. Kunstgeschichtlich führen sie
in das Atelier des legten der drei Robbia:
Meister, Giovannis, und sprechen eher für
die Beliebtheit der benuhten Originale als
daß sie die Erfindungsarmut des Nachah:
1ners bloßstellten. Mit diesen Arbeiten aus
zweiter und dritter Hand ist Verrocchios
Kunst volkstümlich geworden. Man be:
gegnet ihnen in der Provinz häufiger
als in Florenz selbst. Es ist, als hätte
die ,,blühende Stadttt von ihrem Ueber:
7dls