irgend ein Zeuge seiner göttlichen Abstammung der Menschheit
übrig bleibt.
Aus Rasfael zurückkommend, muß ich Ihnen noch sagen,
daß Sie in der heiligen Katharina eines seiner guten Werke aus
der dritten ganz vollendeten Periode kennen, obgleich das Bild
weniger ausgeführt sein soll, als er meist in der Zeit gethan.
Es gehört in die Zeit des Papstes Julius 11., der diesen
herrlichen Jüngling kennen gelernt und ahnen mochte, welch7 götts
liches Feuer ihn durchglühte. Als er Rasfaelis erste Arbeit in
den Stanzen des Vatikan sah, rief er erstaunt aus: ,,Hat dies
dieser junge Mensch gentachtPU Rasfael gab schüchtern knieend sein
,,JaU. Darauf sagte Julius: ,,Hat Dich Gott vor allen Anderen
so hoch begabt, so nimm den Segen eines alten Mannes auch
hin, Du herrlicher Knaben. Mit diesem Segen arbeitete und schuf
er so unendlich viel Herrliches, bis er im 37. Jahre seines Lebens
endete. Nie wird ihn jemand erreichen. Er ist in christlicher Zeit
eine der drei Spitzen, aus die nichts mehr zu setzen ist.
Kurz darauf erblühte im Venezianischen eine Schule, deren
Haupt Tizian ist.
Sie unterscheidet sich wesentlich von der römischen.
Die Römer zogen den Himmel zur Erde nieder. Gott wurde im
Menschen sichtbar und verständlich redet er zum ganzen Geschlecht.
Die Venezianer haben diesen Weg verlassen; ihnen ist der Mensch
als solcher genug. Sie geben ihn in allen Nuancen bis zur
tiefsten Tiefe und in größter Vollendung: jenes Entzücken, jene
himmlische Sehnsucht ist verschwunden und an ihre Stelle tritt der
herrliche Mensch mit allen seinen irdischen Tugenden und Fehlern.
Als hochbegabter Mensch tritt Tizian an die Seite der drei
ersten Herden und gesteht ihnen ohne Hehl seine andere Gesinnung.
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