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Stelle von Knnstblättern schließlich trotz der großen anfgewendeten Kosten
nur etwas verbesserte Tuschbilder zum Vorschein kamen. Auch erfordert
das Heranslesen und Vertheilen der Farben des Originales auf die einzeli
neu Platten, wie ebenfalls die Mischung der Druckfarben ein so empfind:
sa1nes und für Farbenwirkung geiibtes Auge, das ,,AufnadelnH des Papier,
blattes auf eine große Zahl von Steinen eine so sichere Hand, daß bei der
mühsamen und langwierigen Arbeit sich nicht viele Lithographen nnd Drucker
finden, die, einander verstehend und ergänzend, ihrer Aufgabe vollkommen
gewachsen sind.
4J Die Photographie. Wenn im Kupferstich, dem Holzschnitt
und dem Steindruck stets eine Platte, eine Form verlangt wurde, die nur
durch eine künstlerische Thätigkeit hergestellt werden konnte, und wenn selbst,
wie wir so eben noch sahen, beim Druck eine gewisse Begabung sich zu
erkennen geben muß, so fällt jedes künstlerische Arbeiten bei der Photo:
graphie fort. Die Natur arbeitet und der Mensch lenkt
diese Arbeit nur auf gewisse Ziele und leitet sie; er thut hier einer:
seits der Natur Handlangerdienste, indem er die Stoffe, worauf diese
arbeiten soll, bereitet, andererseits beherrscht er sie, da er ihr Zeit, Ort
und Maß vorschreibt. Im Weis en der Photographie aber liegt schlechi
terdings nichts Künstlerisches, und wenn sie zur Darstellung von
kiinstlerisch wirksamen Gegenständen benutzt wird, so wird sie selbst darum
eben so wenig künsilerisch, als sie anato1nisch wird, wenn sie anatomische
Präparate, oder als sie militärifch wird, wenn sie Sehanzen, Gesehütze
und Geschosse vervielfältigt. Immerhin ist bei allem, was der Photograph
vervielfältigt, soviel Verständniß der Sache nöthig, daß er den Gegenstand
auch von der rechten Stelle, im rechten Lichte aufnimmt, und da dies bei
kiinstlerisch wirksamen Dingen nur geschehen kann, wenn er selbst einiges
künstlerische Verständniß besitzt, so spielt durch diese lose Berührung die
Photographie als erzengende Thätigkeit in das Kunstgebiet hinüber. Man
könnte sie ein Kunsthaudwerk nennen, wenn sie nicht durch die Dienste, die
sie der Kunst leistet, dieser doch näher stünde, als die Kunsthandwerke sonst.
Denn es läßt sich nicht bestreiten, daß trotz des fast ganz unkünstlerischen
Verfahrens der Photographie, ein großer Theil ihrer Erzeugnisse von
unbestrittenem, in gewissem Sinne einzigen Kunstwerthe ist, und daß
keine andere Vervielfältigungsart an Bequemlichkeit und Zuverlässigkeit
diese erreicht. Sie hat sich der Kunst in der kurzen Zeit seit ihrer
Erfindung unentbehrlich gemacht, und keinem anderen Zweige der mensch:
lichen Thätigkeit hat sie so wirksam gedient, wie der Kunst; denn nicht
nur, daß sie der Forschung eine große Zahl von Ansichten und Ausnahmen
ferner, entlegener nnd werthvoller Bauten nnd,Denkmiiker in unbedingt