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wendig abstehen muß. Der gefiihllose Stein klingt im Abdruck nach, und
die einzelne Linie ist durch das Korn des Steines ganz um den geschn1ei:
digen Schwung und die elastische Weiche gebracht. Dafür ist der Stein:
stich aber bei der Herstellung von Landkarten, Baurissen nnd dergl. an
seiner Stelle.
Ungleich selbstständiger als in diesem übertragenen Verfahren zeigt sich Tod .3eikhs
der Stein da, wo die Zeichnung nicht vertieft, sondern erhaben gegeben neKilciIIY.1M
wird, denn darin ist er ganz eigenthiimlich, daß er von einer aufs einer
Oberfläche gemachten Zeichnung Abdriicke liefert. Die Anfertigung
dieser Zeichnung aber bietet schlechterdings keine Eigenthiimlichkeiten, so
daß derjenige, welcher mit der Feder, dem Tuschpinsel und der Kreide auf
Papier arbeiten kann, auch ohne Weiteres im Stande ist, auf dem Steine
zu zeichnen, denn die Unbequemlichkeit, daß die Zeichnung links oder um:
gekehrt wie im Spiegelbilde gemacht werden muß, überwindet er bald, und
etwaige praktische Handgriffe eignet er sich schnell an. Wenn der Maler
hierdurch Gelegenheit findet, seine Arbeiten selbst als Originale auf den
Stein zu bringen, so gewinnt das Verfahren zwar an Werth, aber ur:
sprünglich kiinstlerisch kann es im vollen Sinne doch nicht werden, da die
Herstellungsart der Zeichnung selbst eine entlehnte ist nnd mit dein Stoff
des Steines in keinem inneren Zusammenhange steht. Die Originalsteinzeich:
nung, so viel Verwandtes sie auch mit der Kupferradirnng haben mag,
unterscheidet sich von dieser doch wesentlich dadurch, daß sie auf der Ober:
fliiche bleibt, nnd den Stein nur als Zeichnengrund wählt um seiner Druck:
eigenschaften willen, daß hingegen die Radirung in den Stoff selbst mit
einem nur ihr eigenen Werkzeuge, der Nabel, kiinstlerisch eindringt, und im
Abdrucke die Eigenthiitnlichleiten des Kupfers durchklingen läßt. So kommt
es, daß ein Steindruek stets hinter der Zeichnung desselben Gegenstandes
von demselben Künstler znriicksteht, wiihrendidie Radirung durch eine9Fe:
derzeichnung im Allgemeinen nicht ersetzt werden kann.
Um auf einem Stein zu zeichnen, wird derselbe mit feinem
Silbersand gerieben, so daß die Oberfläche rauh erscheint nnd das Korn
des Steines zeigt, weshalb man diesen Vorgang auch das Körnen nennt.
Er bezweckt die leichte Annahme der Zeichnenstoffe, die auf dem rauhen
Grunde natürlich eher und sicherer einen Strich geben, als auf dein glatt
polirten. Die schwarze Kreide nnd die Tasche, welche man bei Papier:
zeichnnngen anwendet, werden durch künstliche PI7äpsMtE Alls Fett, Laut:
pcurus3, Wachs nnd ähnlichen vielfach abwechselnden Zusagen hergestellt,
m1d heißen, obwohl sie eigentlich weder Kreide noch Tasche im herkömm: sY1ss1Z;;
lichen Sinne sind, dennoch lithographische Kreide und lithographische sM1sss1s1gs
oder chemische Tasche. Jene schneidet man in Stiftform, bei dieser