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Daß die Ansstellungen sich außer Gemiilden aller Art und Bildwerken
auf Kunstblätter und Baupläne erstrecken, ist bekannt, ebenso daß dieselben
meist eine leidliche Gelegenheit für den Verkauf sind nnd sich der Theil:
nahme des Publikums in hohem Grade erfreuen. Auf die Mängel in ihren
Einrichtungen, auf die Frage nach der Verwendung des Ertrages, und auf
die, ob die Akademieen oder die Vereine als Veranstalter den Vorzug ver:
dienen, können wir hier nicht eingehen, und wollen nur bemerken, daß sich
München durch ein eigenes, schönes Kunstausstellnngsgebäude auszeichnet,
während an anderen Orten zum Theil noch sehr schlechte Räumlichkeiten
für diesen Zweck verwendet werden. Bei einigen akademischen Ansstellungen
ist es gebriiuehlich, in einer besonderen Abtheilung Probearbeiten der Schüler
auszustellen, und auch einige Kunstschuleu treten zuweilen in dieser Weise
fiir sich allein vor die Oeffentlichkeit.
Die ;i3tcr: Von diesen großen Ansstellungen sind zwar Werke des Auslaudes
nicht ausgeschlossen, doch hat.man es für zeitgemäß erachtet, gelegentlich
der großen Weltausstellnngen auch internationale Kunstausstellungen
zu eröffnen, unter denen die von Paris im Jahre 1855 die größte Be:
deutung erlangt hat. Man sah hierbei von der Bedingung, daß der
Meister am Leben sei, ab, und ließ es bei der, daß das Werk der neueren
Kunst angehöre und von Werth sei, bewenden, um so eine Uebersicht über
die Kunstentwickelung der letzten 80 bis 100 Jahre seit Mengs, Carstens
und David zu gewinnen. Denselben Grundsatz hat man in Deutschland
wiederholt angewendet, und so die Gattung der historischer: Aus:
stellnngeu eingeführt, unter denen die zu München im Jahre 1858 sich
besonders auszeichnete.
Als;sIeglk;sgssek Die Ansstellungen nun sind es grade, die nicht allein dem Künstler
StiftimgeicY den Vergleich mit neben ihm strebenden Zeitgenossen ermöglichen, sondern
die auch im Publikum die Theilnahme für die Kunst erheblich auregen,
und durch den Austausch der Ansichten iiber die zur Schau gestellten
Gegenstände das Verständniß bedeutend fördern. Ja diesem Sinne haben
troh mancher Mängel, trotz manchen unerquicklichen Streites die Kunst:
ausstellungen sehr fegensreich gewirkt. Die Erträgnisse einzelner der:
selben oder die Ueberschiisse der Vereine haben es nun aber sogar ermöglicht,
selbst Ankäufe zu machen, um so ältere Sammlungen fortzuführen oder
eigene zu gründen. Aber auch hierbei ist man nicht stehen geblieben, man
hat Vereine und Stiftungen zu schaffen gewußt, die sich die Aufgabe
stellen, für Herstellung ausgezeichneter Werke der Kunst ihrestheils mit:
znwirken oder sie selbst zu veranlassen. Die ,,Verbindung für historische
Kunsttt und die ,,GöthestiftungU haben nach beiden Richtungen hin schon
höchst erfreuliche Beweise ihrer Thätigkeit gegeben, und es wäre Alles in