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lungen sich geltend machen; soll eine bestimmte Lage oder nur eine einzelne
Figur dargestellt werden, so fällt jene von selbst fort. Die Geschichts:
1nalerei vollendet sich aber nur in der dramatisch lebendigen Handlung,
während Bilder der zuletzt genannten Gegenstände schon Uebergänge zu
andern Arten der Malerei andeuten.
3;cs;FJlsi;FH31JIsae In Bezug auf seinen Inhalt muß das Geschichtsbild sich an das
äiYlHnF1s;:;c3sZ1c1; rein Wirkliche und Thatsächliche der beglaubcgten Geschichte oder der ge:
ksFF;;nid1rsi schichtlichen Sage, die in den Zeiten 1nangelhafter oder fehleuder geschieht:
licher Auszeichnung stets in einander fließen, halten, jede synibolische
Beziehung und dergleichen von sich entfernen 1u1d womöglich solche Gegen:
stände wählen, die ihrer Wichtigkeit wegen bei dem gebildeten Theil des
Volkes bekannt sind, zugleich aber auch einen poetischen Kern besitzen.
Soll man erst durch seitenlange Erklärungen sich die Kenntniß des gemal:
ten Gegenstandes erwerben, so schwindet die Unmittelbarkeit des Eindrucks
ganz, die Betraihtung solches Werkes wird künstlich, gelehrt, reflectirend,
statt daß sie künstlerisch, unmittelbar, empfunden sein soll. Friedrich
Rothbart7s Cinzug in Mailand LSchnorrJ, Huß vor dem Scheiterhaufen
lLessingJ, der Kampf um den Leichnam des Patroklos CCorneliusJ, si11d
z. B. sonach gute Gegenstände eines Geschichtsbildes, abgesehen davon, daß
diese Gemälde nach Composition nnd Styl sehr verschiedenen Werth haben,
nicht aber die Uebergabe der Schlüssel der Stadt Ealais an Eduard IV. von
England LSchraderJ, die Schlacht von Worringen lde KayserJ, denn das
sind entlegene und im Strome der allgemeinen Geschichte unbedeutende
Ereignisse. Durch eine lokale Bestimmung eines Geschichtsbildes zieht sich
der Kreis fiir dasselbe wohl enger zusammen, und man wird so z. B. den
Einzng des Herzogs Bretislaw mit der Leiche des h. Adalbert in Prag,
wie er dort im Belvedere von Raben ausgeführt ist, unter Umständen
gelten lassen; das Interesse an einem solchen Bilde bleibt aber freilich
naturgemäß beschränkt. Die Forderung nach einem in der Geschichte selbst
bedeutenden Gegenstand ist hier gar nicht zu unterdrücken.
DikSkn12;.i;.. Den höchsten Grad von Bewegung nnd Leidenschaft empfängt das
WWlcm Geschichtsbild, wenn es die großen Entscheidungsmo1nente der Geschichte
selbst, die Schlachten darstellt. Auch die Schlachten 1nalerei kunnten
die Alten, wie die berühmte Alexanderschlacht in Pompeji beweist, ja das
ausgehende Mittelalter übte sie ebenfalls, wenn auch behaftet mit allen
Mängeln mittelalterlicher Kunst, in Bezug ans Gruppirung, Tracht nnd
dergl. Es ist bekannt,sdaß Rafael7s Constantinsschlacht die Bewunderung
ihrer Zeit war, nnd daß die Florentiner Schlachtenkartons des Leonardo und
des Michelangelo wahrhafte Begeisterung hervorriefen, aber trotzdem weichen
unsere heutigen Anforderungen an ein Schlachtenbild von der Behandlung