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DiesJJec.tmi Im Mittelalter erkennen wir zweierlei Arten der Wandmalerei, die
Ti7TFFTHI2.Wd auch schon von den Alten gekannt und neben der ihnen eigenthiimlichen
Enkanstik angewendet wurden, nämlich die, welche auf der trockenen, und
die, welche auf der nassen Wandfläche arbeitete. Jene, die Malerei Eil
secco d. h. ,,auf trockenerH Mauer genannt, trug einfache Wasser: oder
Leimfarben auf die trockene Mauer und brachte es allerdings nicht zu
hoher Vollkommenheit; wenn man im älteren kuustgeschichtlichen Sinne
von Wand1nalereien spricht, so versteht man in der Regel diese Weise
darunter. Das zweite Verfahren ist die Malerei a1 fresse, d. h. ,,auf
frifcherU Mauer. Ihr Wesen beruht in dem Umstande, daß in Wasser
gelöste Farbestoffe in den eben aufgetragenen frischen Mörtel eindringen,
und daß, da sie nur 1nineralischen Ursprungs sein dürfen, sie sich mit den
Bestandtheilen desselben, Kalk und Sand, zu einem neuen Körper chemisch
verbinden, welcher der Oberfläche einen festen krystallinischen, im Wasser
schwer löslichen Ueberzug giebt. Es folgt hieraus, daß nur stiiokweife
gearbeitet werden kann, daß der Maler nur so lange Farben anftragen
kann, als der Mörtel frisch ist, daß also immer nur eine kleine Fläche
bepuht werden kann; ferner ist aber auch allgemeinster Erfahrung gemäß
zu beacJten, daß die Farben nach dem Troekenen matter, stumpfer und
weniger saftig erscheinen werden, so daß der Maler diesen Umstand be:
sonders zuiberiicksichtigen hat. Ein Uebermalen von etwas Ungeniigende1n
ist nicht möglich, es muß, um dies zu beseitigen, das betreffende Stück
des Pußes herabgeschlagen, und eine neue Ausführung begonnen werden;
aber auch das Ausbessern kleinerer Fehler ist schwierig, so daß die Fresko:
malerei eine besonders sichere Hand und ein fiir die Farbenveränderung
geübtes Auge erfordert.
Dies Verfahren til tresc0, oder wie man dem des Einbrennens,
der Enkaustik entsprechend sagen könnte, das des Einwässerns, war bis
vor Kurzem das allgemein gebräuchliche, obwohl seit mehr als 100 Jahren
beständig Versuche gemacht worden waren, an seine Stelle ein anderes zu
setzen, welches eine größere Leichtigkeit des Arbeitens gestattete, dem Wetter
noch kräftigeren Widerstand entgegenstellte und dennoch die helle leuchtende
Farbenstimmuug der Fresken besäße; befonders.seit die Aufdeckung Pom:
peji7s zu dem seltensten Schatze antiker Malereien führte, nnd man die
Technik derselben als eine im höchsten Grade ausgezeichnete, ja vollkommene
erkennen mußte, gingen die Bestrebungen dahin, die Malverfahren der
Alten wieder aufzusnchen. Allein vergeblich; man wußte zwar aus den
Schriftstellern, daß die Griechen enkaustisch, daß sie auf trockenem und
nasfem Grunde, daß sie mit Wachs:, Wasser: und Harzfarben gemalt,
aber wie sie dabei verfahren seien, konnte man nicht ermitteln. Inzwischen,