GESCHICHTLICHES
1D IE frühesten nachweisbaren Aufzeichnungen über die Schiffchen-
arbeit stammen aus Deutschland; sie sind in dem Buche:
"Nutzbares, galantes und curioses Frauenzimmer-Lexikon", Frankfurt
und Leipzig bei joh. Friedrich Gleditschens seel. Sohn zu finden. Die
erste Auflage dieses Buches ist 1715 erschienen. Mir stand aus der
Kostümbibliothek Lipperheide der Bibliothek des Kgl. Kunstgewerbe-
Museums in Berlin die dritte, im Jahre 1739 erschienene Auflage zur
Verfügung. Darin heißt es auf Seite 1397:
„Schifflein zu den Knötgen sind zwey kleine von saubern
und glatten Holtz oder Elfenbein, länglicht breit geschnitzte, oben
und unten zugespitzte, und an einander gehefftete Platten, worauf
das Frauenzimmer den Zwirn bey dem Knötgen machen, zu winden,
und mit selbigen stat der Stricke-Nadel den Knoten zu schlingen
pfleget."
Auf Seite 881 desselben Buches heißt es:
„Knötgen machen oder Knüpfen. Ist eine dem XVeibes-
Volck gebräuchliche Kunst aus langen gedoppelten weißen Zwirn-
Fäden durch Zusammen Schlingung vermöge eines darzu verfertigten
Schiffleins ein Knötgen dicht an das andere zu hengen und an-
zuschlingen. Woraus hernachmals Frantzen oder auch Trotteln
und Qvasten an die Fenster-Vorhänge verfertigt werden."
Daraus geht hervor, daß man sich auch bei der Herstellung von
Knüpfereien des Schiffchens bediente, um längere Fäden leichter zu
verarbeiten.
Wenn auch das Werkzeug nicht namentlich aufgeführt wird,
dürfte wohl die Angabe auf Seite 1653 desselben Buches in diese Arbeit
einzubeziehen sein, worin es heißt:
„Trotteln sind kleine Qvasten von Knötgen, Schmeltz, Weißen
Corallen und Gold-Würmergen gedrehet, werden an die Enden der
Halstücher genähet."
Demnach war die Schiffchenarbeit bei deutschen Frauen eine
"gebräuchliche Kunst", die schon lange vor der Zeit geübt worden