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Baukunst
Die
der
Römer.
umlaufendem auf Querbalken oder vier Säulen ruhendem Dache, auf den Seiten
umgeben von kleinen Gemächern, rückwärts vom Staatszimmer Ctab1inumJ. Aus
diesem mehr öffentlichen Vorderhause gelangt man durch einen Seitengang CkaucesJ
in die Familienräume, welche um einen zweiten geschmückteren, mit Gärtchen und
Wasserbeiken versehenen Säulenhof cperjsey1iumJ gelegen sind, Speisezimmer Ctkic1ik1iaJ,
Unterhaltungszimmer Cexedkae , Schlafränme. Im Obergeschoß die Wohnungen
der Dienerschaft.
Z. 45. Vierter Zeitraum. Von Newa bis zu den dreißig
Tyrannen, 96 bis um 260 u. Chr.
Von Nerva bis zum Tode des Marcus Aurelius, 96ss180 n. Chr,
zeigt sich noch eine reiche Blüte der Baukunst, edel und groß, wenn auch
bisweilen allzureich in Ziergliedern. So die Prachtbauten des Trajan
und Hadrian zu Rom und in den Provinzen; als neue Bauform tritt zu
den früheren die mit Bildwerken geschmückte Ehrensäule. Später tritt bei
aller Pracht der Anlagen doch ein entschiedener Verfall des Geschmacks
ein, ausgesprochen in Uebe,rladung mit Ziergliedern, zweiklosen Säulen,
Mißbildung der bedeutsamsten Bauglieder, wodurch eine verwirrende Mannig:
faltigkeit entsteht, ohne Zweifel zugleich Nachwirkung der aus Shrien
eindringenden Liebhaberei an überladen prunkvoller Bauart, eine Mischung
griechischer Formen und morgenländischer Willkür. Die Meisterschaft in
Beherrschung gewaltiger Massen bleibt dieselbe, die Ausführung im
Einzelnen wird sorgloser und schwerfälliger.
Bauwerke der guten Zeit: Forum des Nerva mit dem herrlichen Minerva:
tempel, von Domitian begonnen. Forum des Trajan mit der 32 Meter hohen
Trajanssäule C113 n. Chr.J, aus 23 Hohltrommeln weißen Marmors, darauf in
Schneckenwindungen emporsteigend ein Band mit Darstellungen aus Trajans dacischen
Feldzügen, die Gestalten einst vergoldet auf blauem Grunde. Hauptbaumeister.
jener Zeit der Grieche Apollodoros. Der prächtige Trajansbogen, nachmals zu
Ehren Constantins durch schlechte Zuthaten verunziert. Unter Hadrian Doppelte1npel
der Venus und Roma, Villa zu Tivoli, Olympieion zu Athen; Grabmal des
Hadrian LEngelsburgJ zu Rom, in der Völkerwanderung schmählich verunstaltet;
Aelische Brücke. Unter Antoninus Tempel des Antoninus und der Faustina am
Forum. Ehrensäule des Manns Aurelius, ähnlich derjenigen Trajans, mit
Darste11ungen aus des Kaisers Markomannenkriegen. Dem 1. Jahrh. n. Chr. gehört
an die gewaltige Porta Nigra zu Trier, etwa in der Weise des Colosseums gedacht,
nur roher in der Ausführung.
Aus der Zeit des Verfalls: Tempel des Marc Aurel CDoganaJ. Bogen
des Septimius Severus am Capitol, Thermen des Earacalla, Saturnte1npel am
Forum, schlecht ionisch. Jn Syrien die prachtvollen Ueberreste von Heliopolis
LBaalbekJ, Palmhra iTadmorJ, Petra.
Z. 46. Fünfter Zeitraum, von den dreißig Tyrannen bis zum
Untergang des Römerreiches, um 260gs476 n. Chr.
Die antike Welt verfällt, mit ihr die Kunst, und dennoch ist auch in
dieser Zeit innerer Zerrüttung die Macht und der Reichthum des tausend:
jährigen Römerreiches noch so gewaltig, daß die zahlreichen Bauten zu
Rom und in den Provinzen an Großartigkeit und handwerklicher Vor:
trefflichkeit den früheren nicht weichen, wenn sie auch im Mißbrauch von
Bau: und Ziergliedern, in Ueberladung oder Roheit das Sinken der
Kunst mehr und mehr zeigen. Die Verlegung der Reichshauptftadt nach
Byzanz durch Constantin 330 ist der baulichen Entwickelung von Rom
sehr nachtheilig.