Volltext: Leitfaden der Kunstgeschichte

Dritter 
der 
Zeitraum 
g,kicch. 
Baukunst. 
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Steinen liegen, im Gegensah zu der früher üblichen ringförmigen Ver: 
engerung wagerechter Steinschichten Es. 14J, ist nicht sicher zu ermitteln; 
die Erfindung wird dem Demokritos, welcher Ol. 94, 1 C404J hoch: 
betagt starb, zugeschrieben; doch ward sie wohl nur bei Kanälen, Brücken, 
allenfalls Theatern, aber nicht als Kunstform angewandt, weil die griechische 
Baukunst nur senk: nnd wagerechte Bauglieder besigt. 
Einrichtung des Theaters: a. osscircstm CTanzplatzJ mit dem Dionysosaltar, 
i;x9mZze, für den Chor; b. streng CBühneJ mit dem mehrstöikigen Seenengebäude 
und seinen beiden vorspringenden Seitenflügeln für die Schauspieler; c. trotzen, 
cavea, die im Halbkreis stufenförmig aufsteigenden Sigreihen für die Zuschauer, 
wagerecht durch breite Gänge, keilförmig absteigend durch Treppen getheilt; il. der 
obere zum Abschluß des Gebäudes und zur Zusammenhaltung des Schalles rings: 
umlaufende Säulenumgang. Das Theater war nach oben unbedeckt. Hauptüberreste 
in Athen, Epidauros, Syrakus, Tauromenion cTaormina auf SieilienJ und sonst. 
Z. 25. Der dritte Zeitraum, Ol. 111s158, Z C336ss146 
v. .Ehr.J, von Alexander dem Großen bis zur Zerstörung Korinths und 
dem Untergang der griechischen Freiheit. Das frühere selbstthätige Staats: 
leben der griechischen Staaten war durch die Einfügung in das makedonisch: 
orientalische Weltreich zerstört; Alexander selbst und die nach seinem Tode 
sich ins Reich theilenden Fürstengeschlechter der Selenciden, Ptolemäer, 
der pergamenischen u. a. Könige gaben der Kunst neue glänzende Aufgaben, 
aber es war eine Hofkunst, nicht eine Kunst des Volkes; ihr Ziel nicht 
die reine maßvolle Schönheit, sondern Pracht, Großartigkeit, die Befriedigung 
fürstlicher Laune. Die Kunst bewahrt sich die vollständige Beherrschung 
der Kunstmittel, aber sie büßt Einfachheit und Maß ein, ersetzt dieselben 
durch das erfolgreiche Hinausarbeiten auf eine in die Augen fallende 
glänzende Wirkung. I 
Zu überaus prachtvollen Bauten geben Anlaß die Städtegründungen jenes 
Zeitalters. So war Deinokrates der Erbauer von Alexandreia, wo Sostratos unter 
Ptolemäos I. den Pharos baute. Eine ähnliche Prachtstadt Antiocheia. Von der 
Tempelbaukunst, welche mit Vorliebe die korinthische Ordnung übte und besonders 
auf dem Boden Asiens und Aeghptens Großartiges hervorbrachte, ist nichts erhalten. 
Unter den glänzenden Grab1nälern ist dasjenige des Königs Mausolos von Karten 
if 353J zu Halikarnassos zu nennen, ein viereckiger säulenumgebener Unterbau, darauf 
eine Stufen:Pyramide mit reichem bildnerischen Schmuake, zerstört. Die Mechaniker der 
Zeit üben sich an glänzenden, obwohl vergänglichen Werken, dem Scheiterhaufen des 
HephäsHvtI, dem Leichenwagen Alexanders, den Prachtschiffen Ptolemäos IV. von 
Aegypten und Hierons II. von Syrakus. Auch die Wohnhäuser, in der guten griechischen 
Zeit ganz einfach, wurden jegt glänzend gebaut und eingerichtet. 
B. Die Bildnerei der Griechen. 
Z. 26. Die griechische Bildnerei erhebt sich zu einer nachmals 
nicht wieder erreichten Höhe der Vollendung. Dazu wirkten verschiedene 
Umstände mit, die Kunst von dem Banne, unter welchem sie bei den 
Völkern des Morgenlandes lag, zu befreien. Wie alle Bildnerei, geht 
diejenige der Griechen vom Kultus aus, und die durch Homer in der 
herrlichsten Vermenschlichnng dargestelIte Götterwelt bot dazu den schönsten 
nnd mannigfaltigsten Stoff. Das Morgenland weiß die Gottheit nur in 
phantastischer Seltsamkeit oder halbthierischer Bildung darzustellen; der 
Grieche gab ihr die Gestalt vollendetster menschlicher Schönheit, und auch
	        
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