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,,Jdh wende mich nun zur Malerei, um Dir auf
Deine Bemerkungen Über die Art und Weise, wie man
sie jetzt behandelt, zu antworten. Jth nehme Jngres als
Beispiel, der in meinen Augen das Vorbild der Künstler
ist, der die Kunst um der Kunst willen liebt und es ver:
schmäht, Fabrikant zu werden; aber eben indem ich seine
Größe ermesse, empfinde ich einen tiefen Schmerz um der
Kunst und um seinetwilIen, daß er so wenig schafft.
Sein Talent beßHt so viel Ernst, Charakter, Ge:
sehmatk, eine so merkwürdige Sicherheit der Zeichnung,
eine so gewissenhafte Ausführung, daß er natürlich sehr
viele Zeit braucht, um sieh zu genügen. Er arbeitet allein
an seinen Werken; ebenfalls ein Punkt, der zu berürk:
s1khtigen ist und der ihm alle Aehnlichkeit mit den alten
Malern nimmt, deren größerer Theil zahlreiche Schüler
hatte, welche ihnen halfen. Die Liebe zur Kunst in
unserer Zeit steht gleiihfalls in keinem Verhältniß zu der
Liebe, wie sie in Italien im funfzehnten Jahrhundert so
allgemein war. Die Neuheit und das Erscheinen under:
gleichlicher Meisterwerk bewirkten einen allgemeinen En:
thusiasmue1. Die großen Meister schöpften daraus eine
größere Sicherheit für die Verkörperung ihrer Ideen.
Sie fürchteten weit weniger die Kritik und hatten für den
Effekt ihrer Bilder nicht die Gefahr, sie in Galerien und
Ansstellungen unter einer Masse von Arbeiten verschwinden