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glauben, und zwar weil sie ßch vom Gefühle leiten läßt
und das Gefühl vor Allem Wahrheit will.
,,Man muß gestehen, daß sich in Sachen der Kunst
Alles geändert hat. Jedes Jahr mehren sich die Künstler
aller Nazionen in Rom und die Kenner, die jetzt in be:
deutend geringerer Zahl kommen, bringen patriotische
Ideen mit, die sie zum großen Theil hindern, die Ateliers
selbst berühmter Künstler zu besuchen, wenn sie nicht ihre
Landsleute smd. Das ist ausgemacht, man malt viel
zu viele Bilder, nnd die Künstler, welche jetzt beginnen,
sind sehr zu beklagen. Bei meiner Ankunft in Rom
befand sich nicht ein Englä11der hier, der eine Kunst trieb;
gegenwärtig ist eine große Anzahl anwesend, von welchen
einige wirkliihes Talent beßSen, namentlich das, welches
den reichen Jnsulanern gefällt. Die Deutschen haben
gleichfalls einen besondern Geschmack und ihre Künstler
entsprechen diesem vollkommen. Bis zum Pole haben alle
Nazionen ihre jungen Maler, die sie natürlich bevorzugen.
Wenn man sagt, daß Sibirier und Kosacken sah mit
Kunst beschäftigen, so heißt das einfach, daß die ganze
Welt ßch bemüht, Werke für ihre jeweiligen Nazionen zu
machen; etwas ganz Natürlirhes, was man nicht tadeln
kann; aber diese große Masse von Bildern wird eine
Uebersättigung herbeiführen, wie sie bereits bei den MS:
mern eingetreten ist, bei den reiihsten sogar und denen,
die ihren Bildersammlungen die schönsten Zimmer ein:
räumen und in die Mansarden ziehen, um den Fremden
den Zugang zu ihren Galerien nicht zu versperren. Je
größer der Zulauf von Nengierigen ist, desto geehrter
fühlen sie ßch. Und doch würden sie nicht ein Jota