Gcsclligkeit
Düsscldorf.
wird. Man widmete sich ihr sowohl in kleinern geselligen Bereini:
gnngen wie bei größern öffentlichen Ausführungen. Hier fanden sich
denn auch die Jungen und Alten der Corneliusschule zu regem, ge:
meinschaftlichem Wirken zusammen. Was die Malerei nicht vermochte,
das brachte die Musik fertig. Zum singen vereinigten sich alle ziemlich
regelmäßig in öffentlichen Lokalen. Da wurden große Chöre aufgeführt,
und auf den Schultern trugen vier Eleven das morsche Piano durch
die Straßen. ,,Der Meister soll leben, er geht uns kühn voran.H Mit
diesem Chorus ward jedes Gelage eröffnet. Sein Name durfte bei
keiner Gelegenheit fehlen. Auch zu scherzhaften Äußerungen veran:
laßte die Musik. Ein damals viel beliebtes und für die Künstlertänze
eigens erfundenes Jnstrument nannte sich das ,,Schweinsblasinmt:
bestand aus einem krummen Ast, über den eine Saite gespannt war,
dazwischen eine Schweinsblase als Resonanzboden, und wurde mit einem
Bogen gestrichen.
Wilhelm Kaulbach nahm wie er selbst erzählt hat in der Regel
an solchen Abenden teil. Desgleichen erschien er bei den Sängerproben.
Aber im ganzen war er stiller als alle übrigen, und keine Heiterkeit
vermochte den stummen Bann zu lösen, der über seinem Wesen lag.
Auch an den Kegelpartieen soll er sich beteiligt haben, die Cornelius3
mit seinen Schülern häufig bei einem vielgenannten Diisseldorfer ver:
anstaltete, der damals vor der Stadt eine Essigfabrik und Bierbrauerei
besaß. Das geschah bei dem alten Achenbach, dessen ältester Sohn An:
dreas zuweilen als Junge den späteren Kunstgenossen die Kegel auf:
gesetzt hat.
Bei allen gelegentlichen Zerstreuungen hatte der Ernst in Kaul:
bachs ersten akademischen Jahren ein entschiedenes Übergewicht. Un:
ablässig stand dem armen Jüngling das Bild seiner bedrängten Familie
vor Augen und der Gedanke vor der Seele, etwas tüchtiges zu werden.
Er wußte nun, was er leisten konnte und mußte. Die Frage seines
Lcbensberufes wartete nicht mehr auf Antwort. Trotz aller Bescheiden:
heit hatte er sein Selbstbewußtsein und sein Selbstvertrauen gefunden,
und es galt jetzt, mit unentwegter Ausdauer nach Selbständigkeit zu
ringen, um sich und die seinen ernähren zu können. Fraglos hat ihn
der Meister, der mit Lobsprüchen niemals kargte, gern und oft er:
muntert, indem er sein Urteil, das er dem 9Jiinisterium abgab, per:
sönlich um so eindringlicher und klarer darlegte. Dazu wurde die all:
gemeine Schasfensfreude zu einem besondern Sporn, mit der rechts
und links die Genossen an ihre Arbeit gingen. Sie hat auf alle ohne
Ausnahme einen wohlthätigen, fast zanberhaften Einfluß ausgeübt, so
daß in jenen frohen Diisseldorser Tagen wohl kein einziger in Träg:
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