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Verkehr
mit
der
Heimat.
bekannt nnd vertraut mit den Kindern, sie sprangen u1n mich heru1n,
ich sollte sie alle an der Hand führen nnd tausend Fragen zugleich be:
antworten: ,,Warum meine Johanna dem Emilchen nie geschrieben habe,
wie groß meine Maria, ob sie auch beide recht geschickt seien im Stricken,
Nähen, Sticeu, im Lesen, Schreiben, Rechnen, im Ftlavierspiel, im
Artigsein nnd Folgfamfein.H Da konnte ich denn überall die besten
Antworten geben. Au Leonhards Haus empfing uns Karoline. Sie
war seit einigen Tagen ans dem Bette und, obwohl etwas bleich, doch
sonst munter und wohl. Montag soll die Taufe von dem gesunden,
netten Töchterlein sein. Von Mülheim, Leonhards Haus und meinen
schönen Wohnzimmern will ich euch in meinem künftigen Briefe mehr
erzählen. Nun noch einiges von der Reise.
Juli. Am Montag bin ich in einem Einspiinner von Eins
abgefahren, und bald nach meiner Ankunft in Koblenz habe ich einigen
befreundeten Familien meinen Besuch gemacht. Zuerst dem alten Las
faulx, einem trefflichen, verdienstvollen 9Jkanne, der noch immer mit
jugendlichem Eifer seiner Kunst ergeben ist. Von da den Familien
Diet; und Clemens, soliden Kaufleuten, inmitten ihres trefflich geord:
neten Hauswesens. Die Leute kennen zu lernen, war mir auf die
emfer Komödie recht wohlthuend. Zum Mittagessen war ich bei einem
reichen Kaufmanne Jordans. Einen vorzüglichen Kaffee bekam ich bei
Clemens in Gesellschaft der heiligen Frauen Maria Görres, Steingas3,
Herrn und Frau Ströber. Diese schönen Heiligen versuchten ihre ganze
Beredsamkeit, mich auch zu der Pilgerfahrt nach Aachen zu veranlassen,
auf der sie eben begriffen find, und nach ihrer Meinung sei das die
beste, und für mich die geeignetste Nachkur des Emfer Bades. Zum
Abendefsen war dieselbe Gesellschaft bei Longarts eingeladen, wo bis
elf Uhr getafelt wurde. Du siehst, geliebte Josefine, nichts wie Essen
und Trinken und fromme, erbanliche Gefpräche führen ist die dermalige
einzige Beschäftigung deines Mannes. Dienstag morgen fuhren die
Pilgerinnen und meine Wenigkeit, vom ,,Tenfel im JochE getragen und
begünstigt vom herrlichsten Wetter, nach St. Apollinarius, wo wir denn
auf das Freundlichste von Degers bewillkommnet wurden. Jch fand
den guten, edeln Deger in der Kirche hoch oben auf dem Gerüfte in
voller Thätigkeit, umgeben von seinen sehr schönen Arbeiten, und ich
muß sagen, ich empfand die herzlichste, innigste Freude, diesen guten
Nienschen so wohl nnd gesund und heiter wieder zu sehen. Durch
meine Ankunft wurde Deger auch veranlaf3t, einige Tage Palette
und Pinsel ruhen zu lassen, 1md Wir beschlossen, den morgigen Tag zu
einer schönen Wasserfahrt zu benutzen. Nachdem die Pilgeriunen uns
verlassen hatten, blieb ich noch bis spät abends mit Degers z11samn1en,