Erinneruugen.
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und billiger zu leben sei. Sie waren eine Zeit lang dort und fanden
sehr freundliche Aufnahme bei den Verwandten, worüber sich Wilhelm
herzlich freute. Sihließlich ließen sie sich aber von Josefine und ihrer
Schule, die immer mehr Kinder aufnahm, zurückhalten, troHdem daß es in
Mülheim anfing ,,fürchterlich teuerH zu werden. Der Vater half seiner
Tochter beim Mnsterzeichnen für die Stickereien der Kinder. J1n
übrigen ist er ein ,,sonderbarer Manns wie diese schreibt, ,,1nit dem
fast kein Leben seit Aber er beschäftigte sich wieder wie in alten Tagen,
er malte ungestört weiter und hoffte unter anderm wie er nach
München meldete dem Sohne ein hübsches Bildchen oorweisen zu.
können. ,,Hohol wird Wilhelm rufen, ich sehe ihn schon aus voller
Kehle lachenl aber lach nur zu, ich lache auch, froh in1 Geiste, daß mir
in Dir gelungen ist, was vor fünfzig Jahren ich nicht erringen konntest
Jm So1nmer 1841 plante der Alte eine Reise nach Amsterdam, wo:
hin man von Mülheim für drei Thaler zu Wasser kommen könnte.
Anhaltende Unpäßlichkeit hinderte ihn jedoch an der Ausführung. Es
gehe ihm so meinte er wie einem alten, durchgebrannten Kessel
,,da lappt und lappt man dran, bis der 9JEeister den ganzen Plunder
zusammen in den Tiegel schmeißt und etwas neues daraus gießt.tt Er
fragte aber auch nichts mehr nach dem Tode. Der möge kommen wann
er wolle, sein Streben sei gesegnet, sein größter Wunsch sei erfüllt
der Sohn habe Glück und Ehren erreicht, die ihn mit grenzenloser
Freude bereichern. Eine stille Resignation überkommt den alternden
Mann, sein Leben fließt in christlichem Sinne dahin, wozu die Freund:
schaft mit dem Pastor Wolf, den er und seine Tochter Josesine vielfach
sahen, wesentlich beigetragen haben mag.
Nachhaltig war die freudige Erinnerung in Mülheim an den Besuch
der Münchener. Die Mutter hoffte, wie sie schrieb, auf baldige Wieder:
holung. Sie hörte immer noch die liebe, kleine Stimme des Kindes.
Doppelt nnd dreifach möchte sie nun von allem aus München Nachricht
haben, und von Wilhelms Arbeiten und Wirken besonders konnte sie
nicht genug erfahren. Sie wollte ihren ganzen Stolz empfinden
wenigen Eltern würde ja solche Freude zuteil. Den Mülheimer Kin:
dern blieb gleichfalls ein dauernder Eindruck haften, und es war rührend,
wie sie ihre Liebe zu den fernen Verwandten zum Ausdruck brachten.
Die kleine Emilie Leonhard sprach monatelang immer von Hannchen.
Sie aß und trank nichts, ohne für Hannchen etwas aufzubewahren.
Ja sie lebte sich noch häufig in den Gedanken ein, daß das Eousinchen
bei ihr sei. Und der kleine Hermann mußte immerzu von den Mün:
chenern erzählt haben. Er setzte sich mit Vorliebe auf seinen Stock und
wollte zu Onkel Wilhelm reiten. Und die Bilder vom Onkel Wilhelm,
Hans Müller: Kaulbach. 30