Krankheit
und
Urlaub.
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Grafen und schrieb einen Teil des Textes für sein kunstgeschichtliches
Werk. sFörster fand bei dieser Gelegenheit in einer Kapelle zu Padua
einige Reste guter Malereien aus den achtziger Jahren des 14. Jahr:
hunderts, die Geschichte der heiligen Lucia, die durch Abwaschen und
Baden auf das Beste hervortraten. Er sowohl wie Raczynski redeten
nach der Rückkehr ganz besonders eifrig in Kaulbach hinein und suchten
ihn ernstlich zu bestimmen, möglichst bald einen ganzen Winter von
München fort zu bleiben und in der ewigen Stadt Rom zu verbringen,
die ihm gewiß Gesundheit und künstlerische Vervollkommnung geben
würde. Aber Kaulbach konnte sich anfangs nicht mit dem Gedanken
vertraut machen.
Endlich sah er sich gezwungen etwas für sich zu thun. Durch die
anhaltende und angestrengte Arbeit an der Zerstörung Jerusalems,
nicht weniger an andern, noch zu besprechenden Austrägen und Entwürfen
in großem Stile, wurde er im Jahre 1838 von der Gicht auf einer Seite
vollständig gelähmt, so daß er sich nicht rühren konnte und wochenlang
auf einer Matrat;e auf dem Boden lag. Dazu kam ein Verhängnis:
voller Wohnungswechsel, der Umzug aus der Lerchen: in die Königin:
straße, der ihn vollends krank machte. Das Leiden sah sich sehr ernst
an. Der Arzt erklärte, daß es erst besser würde, wenn Kaulbach in
ein besseres Klima käme. So entschloß man sich denn endlich, mit
großen Opfern, einen Winter von München fortzuziehen nnd insgesamt,
die ganze Familie mit der kleinen dreijährigen Johanna und einem
Schwarm von Schülern, in das gelobte Jtalien zu fahren. Der Künstler
selbst war anfangs unglücklich darüber, nnd nur der Gedanke, in Rom
malen zu lernen, tröstete ihn.
3.
Am 23. September 1838 kam Kaulbach in einem Jmmediatberid1t
an den König um einen längeren Urlaub ein, ,,veranlaßt durch Ver:
hältnisseH wie er sich äußerte ,,wovon das eine sein physisches3
Leben, das andere seine artistische Beschäftigung nahe berühren.H Der
Arzt, Geheimrat von Walter, hätte nach langwieriger Behandlung ver:
langt, daß er die nächsten Winter1nonate in einem fiidlichen Klin1a zu:
bringen solle. Auf der andern Seite fühle er in seinen Studien
besonders zu der Ausführung seines Kartons ,,Die Zerftörung Je:
rnsalemsH das Bedürfnis, Italien und vorzugsweise Rom zu besuchen.
Umgehend wurde die Bitte des kranken Künstlers erfüllt. Der
König schrieb unter Kaulbachs Schreiben: ,,Bis zum 1ten Juny, an
welchem Tag Hofn1aler Kaulbach wieder in München zu seyn hat,