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Die
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der
Graf
Raczyuski.
seiner hochgebildeten Gönner und Freunde rund gefragt, um irgend
einen fruchtbaren Gedanken zu erhalten. Hier schien endlich etwas ganz
besonderes gefunden zu sein, das sofort seine Phantasie vollständig er:
füllte. Mit heißem Dank nahm er die Mitteilung auf. Schnell Wut:
den die Quellen nachgeschlagen für die übrigens bei verschiedenen Völkern
und zu verschiedenen Zeiten wiederkehrende sagenhafte Vorstellung, nach
der blutige Schlachten und Kämpfe durch den Tod der gefallenen Helden
nicht beendet sind, sondern auch weiterhin in den Lüften fortgesetzt
werden. Klenze war durch Chateaubriand auf den Stoff aufmerksam
geworden. Sein Hinweis ist eine freie Übersetzung der dort gefundenen
NotizTE2s. Die wichtigste und ausfÜhrlichste darauf bezügliche Schriststelle
aber fand sich bei dem auch Von ihn1 bezeichneten nenplatonischen
Schriftsteller Damascins. Dieser erzählt in einem Werke über mancherlei
crstaunenswerte Dinge, das uns nur durch einen Auszug des Patriarchen
Photius erhalten ist, im Leben des Jsidorus von Gaza ft1lk1et1des:H1
,,Jn einer Schlacht, die die Römer unter der Regierung Valentinians III.
nor den Thoren non Rom gegen die Hunnen und ihren Anführer Attila
lieferten, wurde auf beiden Seiten ein so gewaltiges Blutbad angerichtet,
daß außer den Heerführern selbst und wenigen ihrer Trabanten keiner
der Kiimpsenden beider Parteien übrig blieb. 1lud fügt er hinzu
was das wunderbarste ist, es heißt: da die Streiter gefallen waren und
nun die Leiber von einander abließen, da setzten die Seelen den Kampf
noch drei ganze Tage und Nächte fort und fochten mit gleicher Wut
wie im Leben. Man sah und hörte die Schattenbilder auf einander
losstürzen und mit den Waffen zusammentrefseu.H
Der Patriarch Photius hat damit freilich eine Thatsache indie
Geschicste einschmuggeln wollen, die sich niemals ereignet hat, da nie:
Iuald:s ein Kampf Attilas vor den Thoren Roms stattfand. Nur von
einer Sage kann die Rede sein, die bestimmte geschichtliche Borfälle in
ihrer Weise nmgebildet hat. Und hier wird allerdings durch eine solche
Sage in echter Volkstün1lichkeit das Hauptergebnis der Völkerwanderung
oersinnlicht, ähnlich wie auch die Sagen von den Nibelungen und
Dietrich von Berti manche Bestandteile der wirklichen Geschichte ent:
halten. handelt sich offenbar um die gewaltige Hunnenschlacht unter
Attila gegen die Westgoten unter Theodorich, die am 20. September
451 unserer Zeitrechnung auf den katalaunischen Gefilden bei Chälons
sur Markte geschlagen wurde und nicht nur das Schicksal Roms, san:
dern das der gesamten europiiischen Kultur entschieden hat. Dieses
H ..Etudes ou c1ise0urs hist0riques sur la. chc1te de l.empire romain, la
niiissance et les progrSs du CJl1ristianisme, et l9invassi0n des barbares etc.0
Hi Pl1otii Bibliotheca, ex recens. lmman. Bekker, Bero1ini 1824, p. 339 b.