Clemens
Breutauo
München.
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bis Schlotthauer im Februar 1840 sein orthopädisches Jnstitut er:
richtet hat. Erst da sah sich Brentano zu seiner empfindlichsteu Be:
kü1nmernis gezwungen, sein Zusannnenwohnen mit den frommen, liebe:
vollen Leuten aufzugeben.
Tags über beschäftigte sich Brentano meistens mit seinen Mann:
skripten, namentlich über die Gesichte der Katharina Emmerich. Die
Abeude verbrachte er mit Vorliebe im Kreise von Görres, wo Philipps,
Streber, öfter auch Windischmann und Ringseis, späterhin Arndts,
ziemlich regelmäßig zusammenkamen als eigentliche Vertreter des an:
geregtereu katholischen Lebens in München. Außerdem fand er durch
Vermittelung von Schlotthauer Anschluß an die Gesellschaft ,,Zu den
drei SchildenU, deren HauptzweE auf eine Hebung der 1uittelalterlichen
Kunst hinausging. Diesem Kreise gehörten außer Schlotthauer der
nach1nalige Bischof von Passa11 Doktor Hofstädter, Graf Pocei, ein
Baron Bernhardt und Hoffstadt, ein begeisterter Anhänger der Gotik,
zu. Auch Montalembert und mehrere geistreiche Franzosen, die sich
damals in München aufhielten, nahmen öfter Teil an dieser Gesell:
schaft. Natürlich gab es auch Anknüpfungspu11kte mit der Kunst:
akademie. Auf Anlaß der jungen Künstler dichtete Brentano sein
bekanntes Lied ,,Peter Cornelius statt Prinz Eugenius tzum Lohne
des ersteren im Tone des letg,terenJ,tt sowie ein anderes für die Aka:
demiker mit den bezeichnenden Anfangsworten: ,,Wir können nichts, wir
können alle nichtslH Überhaupt war er, wie der alte Görres einmal
feiner älteren Schwester schrieb, sehr vergnügt in München. ,,Die
Stadt ist groß genug für ihn; er sitzt nicht in einem so engen Käfig,
wo er sich jeden Augenblick mit dem Kopfe anstößt. Bis jetzt ist noch
alles glücklich abgelaufen, und es hat noch keinen Verdruß gegeben.t
Mit Kaulbach allerdings sollte es bald genug, trotz gegenseitiger
warmer Freundschaft, zu einer ernsten Auseinandersehung kommen.
Dabei erprobte sich Brentanos Selbstkritik, die er einmal von sich
abgab: ,,Jch bin von Jugend auf und jetzt noch immer zu stürn1isch
in allem. Jedes Glas Wasser, welches ich einschenke, mache ich zu
Voll, daß es überläuft.E
Anfangs war Brentano viel im Kaulbachschen Hause. Er erzählte
an den dort eingeführten regelmäßigen Samstag:Abenden mancherlei
wunderbare Geschichten aus seinem Leben, las daselbst seine unge:
druckten Rheinmärchen vor, die Guido Görres nach seinem Tode in
Befolgung seines lehten Willens zum besten der Armen herausgegeben
hat L1846 bei Cottc0, und wußte alle durch das Poetische und Phan:
tastische seines Wesens in einer Weise anznregen, daß die Maler des
Kreises zu mannichfaltigen Zeichnungen veranlaßt wurden.