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Die
ersten
Münchener
Eindrücke
und
Arbeiten.
Römern. Das mittlere oersinnlicht den Triumph des Cheruskerfürstc1i,
der, auf weißem Roß heransprengend, den sich selbst entleibenden VarnLJs
findet. Auf der dritten Wand wird uns, wieder in drei Abteilungen,
die Heimkehr nnd der Empfang des Siegers erzählt. Gefangene werden
herbeigeführt, Frau und Kind begrüßen den siegreichen Gatten nnd
Vater, zwei ehrwürdige Barden huldigen dem Erretter des Vater:
landes mit feierlichem Gesang. Zum Schluß wird in den drei Feldern
der Fensterwand Hermanns Tod gemeldet. Wir sehen erstlich, wie
drei mißgünstige Fürsten sein Los um Leben Und Tod aus der 1lrne
ziehen, zum zweiten, wie der edle Held, mit dem Mordspeer in der Brust,
bei seinen Waffen daliegt, und endlich, wie er beklagt und bejammert
wird. Alles das ist schlicht und niaßvoll vorgetragen, schön nnd er:
greifend in der Wirkung, klar nnd übersichtlich in der Komposition, wie
es den meisten früheren Arbeiten des Meisters eigen war, bevor er an
feine komplizierte, zusam1nenfassende Schilderung von ganzen weit:
geschichtlichen Epochen herantrat. Die Arbeit Kaulbachs im Klopstocf:
saal war am Karfreitag 1833 fertig geworden, und Schwind schrieb
darüber, sein Saal sei ,,ganz vorzüglich, obwohl die verzweifelte He:
trustik und Enkaustik der Sache etwas schadeten.H
Der an den Thronfaal stoßende Saal der Königin, in ponuoe:
janischem Geschmacke, wurde mit Darstellungen zu Wielands Gedichten
geschmückt. Während der Fries in ununterbroihener Reihe Szenen aus
dem Oberon von Eugen Neureuther in enkaustischer Manier vorführt,
zeigen die Wände Vier Bilder aus dem Musarion und zwei aus den
Grazien. Die Entwürfe hierzu rühren von Kaulbach her die Zenit:
nungen sind noch vorhanden und die Ausführung erhielt Ernst
Förster übertragen. Die Bilder veranfchaulichen deutlich des Dichters
hervorstechendste Eigenheiten, Laune und Ironie, Sinnlichkeit nnd
Anmut. Aber sie gehen doch über die Wielandsche Auffassung, die
immer in seiner Zeit stecken blieb, hinaus und nähern sich bei weitem
mehr dem antiken Geiste. Jm ersten Gemälde, die Fenster zur Linken,
sieht man Fanias, Musarions Geliebten, der Liebe entsagen. Nach:
denklich sitzt er in der Einsamkeit beim Krug Wasser. Er ist von der
Absicht erfüllt, ein Philosoph zu werden. Amoretten zerbrechen den
Bogen Amors nnd verschütten die Pfeile, aus Trauer über den töriihten
Entschluß. An der zweiten Wand wird uns gezeigt, wie Fanias sich
aus den Armen Mnsarions windet, die ihm in die Wüste gefolgt ist
und den Lebensmüden znrückgewinnen möchte. Schalkhaft gewähren
ihr die Liebesgötter ihren Beistand, von denen einer den störrisihen
Griibler mit Blumen festhalten will, nnd ihr Erfolg kann kaum zweisel:
haft sein. Die dritte Wand enthält die Vereinigung der Liebenden, die