Die
Arkaden.
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Umgebung einnahn1, so schloß er sich doch in der nächsten Zeit der
Vorliebe für das Großartige, für die Freskon1alerei immer mehr an.
Während draußen im Reich vereinzelte Stimmen laut wurden, die auf
die Grundsätze der alten frommen deutschen Kunst hinwiesen, in der
das Liebliche und Sanfte, das Demütige und Himmlische seinen Ausdruck
fand, ging in München alles fast ausnahmslos auf das Übermächtige,
Reckenhafte, Heidnische hinaus. Man betrachtete wie dies schon
damals vereinzelt gerügt wurde alles al fresse. Man führte ein
Leben at fresco, man dachte, redete und handelte a1 fresc.o. Daß
darüber vielfach der Zusammenhang mit der Wirklichkeit, mit der
Natur vergessen wurde, ist einleuchtend. Je mehr der Jdealismus sich
Von der realen Welt entfernt, desto leichter ist er auch der Gefahr aus:
gesetzt, einseitig zu werden und zu entarten. Das sollte Kaulbach nur
zu bald erfahren; und er ist der erste und damals der einzige ge:
wesen, der wieder mit kühner Hand in das wahre, wirkliche Leben
hineingegrissen hat. Merklich unterschieden sich aber auch jeht schon
seine nächsten Arbeiten im hergebrachten Stile Von denen der übrigen
Corneliusschule. Gegenüber den sigurenreichen, markigen und vielfach
allzu gedrängten und zusammengeschachtelten Kompositionen liebte er
Einfachheit, Maßhalten und Überfichtlichkeit. Er begniigte sich zum
Ausdrucke dessen, was seine Bilder sagen wollten, immer nur mit ganz
wenigen aber desto gros3artiger gedachten und desto bedeutender redenden
Figuren und zeigte sich in dieser Beziehung bei weitem mehr als Meister
der Kunst als in Vielen spätern Unternehmungen.
3.
Sehr bald fand sich Dein neuer Auftrag für ih11, als der König
den Beschluß faßte, die Arkaden des Münchener Hofgartens mit neuen
Diese Arkaden oder Bogengänge sind ebenso wie der ganze Hof:
garten eine Schöpfung des Kurfürsten Max I. vom Jahre 1614. Sie
bildeten Von anfang an einen Bestandteil der Residenz nnd waren nr:
sprünglich 1nit verschiedenen Freskogemälden ausgesch1nÜckt, die Peter
Candid, der als Maler, Bildhauer und Bau1ueister gleich berühmte,
MS Brügge berufene Schöpfer der alten Residenz gemalt hatte. Die
Bilder behandelten eine Verherrlichung nationaler Ereignisse, so der
Thaten Ottos von Wittelsbach, seines Römerzugs, der Kaiserkrönung
LUdWigs des Baiern. Jus Jahre 1822 erbaute dann König Maxi:
11tilian I. Josef im Anschluß an die Hallen den Bazar, nach den Erst:
wÜVfen Klenzes5, der in manchen Teilen, besonders in der Vielseitigkeit