Marilhat.
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nnd in die Weite ergossenes Licht, der flimmernde Glanz des Siidens zu
feinem Maß gemildert nnd die ganze Natur wie. getränkt davon. Daher
schildert er nicht nur die Stim1nnng des heißen Mittags, sondern ebenso
gern die kühle Morgendämmerung und das sanfte Zwielicht des Abends.
Ueberhanpt spricht sieh in seiner Darstellung keine iibennächtige Individuen
lität aus, welche auch ans einer stillen Natur die Gährung einer tief ers
regten Phantasie hervorblitzen ließe. Ihm war diese Eigenschaft der Ron1ans
tiler fremd, und an ihre Stelle trat jene te1nperirte Kraft, jene harmonische
Hingabe an die Realität,, die den vermittelnden Talenten eigen ist. Darum
zog es .ihn auch nicht zu den diisteren schroff erhabenen Seiten der
Natur, zu energischen Formen von wilder und einsamer Größe. Auch
im Gegenstande suchte er nach einem ruhigen Ebenmaß,s gleichsam nach
einer heiteren nnd glücklichen Grnudstin1n1nng, die durch die ernste nnd
etwas schtvermiithige Stille des Morgenlandes noch durchklänge.i Er
selber hatte kein energisch dnrchgreifendeei Wesen, keine starken aber eins
seitigen Eigenschaften, tvelche der Persönlichkeit einen besonderen Accent
geben; sein Charakter war wie sein Talent eine milde Mischnng ver:
schiedener und zusamn1ensti1nn1ender Kräfte. Das Jdeale am Menschen wie
am Künstler war eben dieser Einklang, der überall den heiterm nnd lichten
Grundton fand. .
Gleich die ersten Bilder, welche Marilhat nach seiner Rückkehr in den
Salon von 1834 brachte, zumal ,,der Platz von Esbekich in Cairos, erregi
ten großessAussehen. Deca1nps hatte kurz vorher die Natur Kleinasiens,
von der man bislang nur eine mährchenhaste Vorstellung gehabt, in ihrer
Realität erschlossen; nun brachte Marilhat Stadt nnd Land von Aegypten
in seiner dem europäischen Auge ungewohnten Lichtsiille. Doch haben die
Bilder aus dieser ersten Zeit noch nicht den milden nnd goldenen Ton,
der die späteren auszeichnet; sie zeigen eine in7s Röthliche spielende zu
heftige Glnth, außerdem ein gewaltsames Jmpasto, das an die Nomantiker
erinnert. Noch suchte der Maler nnd war erst auf demWege das Stich;
tige zu finden. Woraus er sich indeß schon damals verstand, das war die
schöne Wahl und Grnppirnngs der Linien, die Wolordnnng ohne prunlenden
For1nenanfwand, die Sicherheit der Zeichnung in der Vegetation, den Erd:
1nassen und der Architektur, endlich die Harmonie klangreicher Lokalfarben
in warmem Lichte. Und zwar in gleichem Maße in den Landschaften aus
dem Orient wie in denen ans der Anvergne nnd,der Provence Cz. B. Rennen
von Balbeck, Ernte in der Provence, Brücke des GardJs Er ging dann