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VuIhs
I. Kapitel.
Die Revolution und die Kunst.
Epochen durcheinandern1ischte; ja, er nahm keinen Anstand, im Hintergrunde
des Gen1aehs von Paris nnd Helena die Kart;atiden des französischen Bild:
hauers Go1cjon Laus dein 16. JahrhundertJ anzubringen. Selbst in der
Ausführung hielt ihn nun zum Nachtheil des Ganzen das Interesse für
das Geräthe fest; mit derselben Sorgfalt, demselben freien nnd glatten,
verriebenen Auftrag, wie die Personen, sind auch die Dinge behandelt. Es
ist überhaupt in allen diesen Bildern ein höchst fleißiger, aber niicl;terner,
zierlirher, allzu gepflegter Pinselstrich. Dieser gleich1näßigen Sorgsamkeit
der Ausführung entspricht das Kolorit, die Eintönigkeit mit der die Farbe
blos als Mittel, um die Fortn zu heben,sbehandelt ist.
Die Rkvo1;Ition und die Kunst.
Die innere Verwandtschaft dieses Aufschwnngs der Malerei mit der
politischen Revolutiou nnd die neue Wechselwirkung zwischen Kunst nnd
Sitte ist nicht zu verkennen. David und die Schule, die sich nun schon
um ihn bildete, räumten die ganze echt n1alerische Kunstentwicklung, welche
zwischen der antiken Fortnenwelt und dem 18. Jahrhundert liegt, entschie:
den nnd mit Einem Male zur Seite, ganz ähnlich, wie die Revolntion mit
riicksichtsloser Schneide jeden Znsan1menhang mit der geschichtlichen Vers,
gangenheit rnndweg löste, um sich ans den Boden der abstrakten .,Menschens
rechteIt .zu stellen. Beide, indem sie von der Weise und dem System ihres
Jahrhunderts sich lossagten, brachen zugleich mit den weiter zurückliegenden
Zeiten. Wie ferner den Männern des Eonvents nnd der Ausschiisse
denen wenigstens, die es ehrlich meinten die rö1nische Bürgert1cgend als
das höchste Ideal erschien, zu dem die Menschheit u1n jeden Preis und
auf dein geradeften Wege zurückkehren müsse: so erhielten die ersten epoche:
machenden Bilder Davids ebensowol von diesem politischen Pathos, als
von der römischen Anschauung der Form ihren Charakter nnd ihre Bedenk
tung. Beide endlich erklärten sich gleich entschieden gegen die Welt des
Mittelalters und das Reich der christlichen Mythe. Für beide gab es
keinen christlichen Gott nnd keine Heiligen mehr, und schon damit leitete
David die neue Epoche der Malerei ein, daß seine Richtung i1nPriucip der
religiösen Kunst ein für allemal ein Ende machte. Als ihm einmal ein
Christus bestellt war und er alles Weigerns ungeachtet zur Aussiihrung ges