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Hcsdonin.
Ribot.
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unmittelbaren Wurf der Natur; namentlich aber ist in der Landschaft
wenn bloße Ackerfelder noch so heißen können die Frische der Luft, das
eine Mal das Wehen nnd die Unruhe des Gewitters, das andere Mal
die neblige Kiihle des frühen Morgens mit wenig Mitteln energisch wieder;
gegeben. Diese Bilder sind zugleich dafür bezeichnend, wie sich eine ganze
Reihe junger Künstler dieser Tage absichtlich über alle Komposition, über
jede Mannigfaltigkeit der Anordnung hinwegseßt. Nur ein paar Figuren
finden sich aus den ansgebreiteten kahlen Flächen. Um ja nicht die unmittelbare
Naturwahrheit zu verfehlen, sucht sie der Maler da ans, wo sie durch eine
besondere Leere und Einförmigkeit gerade das Gegentheil darbietet von dem
Reichthnm des Lebens, der seit Jahrhunderten das eigentliche Element der
Kunst war. HcZdonin hat dann auch Scenen ans dem spanischen Volks:
leben behandelt, wobei er sein Geschick darin bewahrte, die heiterm
kräftigen Lokalfarbeu in dem franken Licht des Südens wirksam zusammen:
zustimmen. .Wie er neuerdings den seltsamen Uebergang zu der delos
rativen Kunst nach dein Geschmack des 18. Jahrhunderts maihte, haben
wir oben gesehen; ein Zeichen, wie lese er doch im Ganzen den groben
Mantel des gemeinen Natnrlcbens umgeschlagen hatte. Eigen bleibt ihm
auch ans dem neuen Felde eine volle entschiedene Färbung.
Eine besonders malerische Begabung zeigt Augustin Ribot, der erst
seit 1861 aufgetreten ist. Er hat einige Jahre außer ein paar flott hins
geworfenen Stillleben nur Köche in allen möglichen Situationen gemalt,
dabei aber durch das schneidend entfallende Licht ans die weißen Jacken,
die ans schtvarzdnnkle1u Grunde kräftig heransleuchten, eine auffallende
Wirkung erreicht. Da brachte er l865 einen heiligen Sebastian, der vers
wnndet von zwei alten Weibern gepflegt wird: ein Bild, das großes Auf:
sehen nnd die Bewunderung der Kenner erregte cim Lnxe1nbonrgJ. Aus
dem verzerrten schreiende Munde, den vnlgären Zügen, dem eingesnukenen
und doch noch krampfhaft angespannten Körper spricht die Maßlos1gleit
eines gemeinen Schmerzesz dahinter hocken sorgsam mit ihm beschäftigt
in schwarze forn1lose Gewänder eingemnInmt, in den dunklen Grund
sie, fast verlierend, vie wprbe1eititen Akten wie zwei Knäuel. Ja das
niederste Leben ist so die christliche Sage, einer der edelsten Gegenstände
aus der Blütezeit der Malerei, mit roher Energie herabgezogen. Merkwürs
dig aber ist die Lenchtkraft, womit der schon.fahle welkende Körper aus
der tiefgestiunnten Umgebung sieh heranshebt, das scharfe Spiel der Lichter
in die Schatten, sowie der schwebende Uebergang der ganzen Lichtmasse in