Giakomotti.
Jourdau.
L6VVs
Henner.
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Bild zu kaufen, worin diesmal die Nacktheit halb verhüllt nnd mit einem
Hauch 1nädchenhafter Unschuld übergossen ist. Jn einer arkadischen Natur
trägtsDaphnis feine Chloe über den Bach; er hält sie wie ein Kind auf
seinen Armen und sie nn1kla1nn1ert ihn, halb in Angst, halb mit Vertrauen
fest sich anschmiegend. Die Behandlung, wenn auch in der Zeichnung
klein nnd schwächlich nnd flüchtig in der Modellirnng, ist doch nicht ohne
Reiz. Die seinen ungewöhnlichen Töne sind zu eigenthiimlicher Wirkung
zusan1meugesti1nnit, die zarten Formen der jugendlichen Gestalten natura;
listisch empfunden nnd von individnelle1n Gepräge. Ueberhanpt ist in den
Gestalten des Künstlers so schon in seiner Venus von 1863, die sich
giirtet, um sich zum Urtheil des Paris zu begeben, nnd in ,,Daphnis und
Chloes von t864, die aus einer Brunnenschale trinken eine eigene
zierliche Ancnnth, die sich sogar in seinen Mänaden nicht verläugnet, welche
beim Chn1belni nnd Flötenspiel um den Orpheus rasen, im Begriff ihn
zu ermorden cebensalls im Solon von t866J. Zu einer solchen Kompofti
tion reichte übrigens die Kraft Lövhis nicht aus; sie ist zersplittert, in der
Bewegung der Figuren zwar natürlich, aber nicht leidenschaftlich genug nnd
nur ansprechend durch den sinnlichen Reiz der Bacchantinuen. In jener
,,Jdyllel, worin siäs das Talent des Malers glücklicher ausspricht, ist die
sinnliche Wirkung deshalb nicht schwächer, weil sie verschleiert ist. Schon
das Gefallen an der Ungewißheit halbwiichsiger Formen, das in der frank
zösischen Kunst ganz neuerdings anftaucht, an der noch geschlossenen Blüte
des menschlichen Körpers,sberuht ßeher nicht allein aus der Keuschheit der
halbreifen.Gestalten. Es niischt sich ein greisenhastes Gelüste hinein der
für gesunde und natürliche Geniisse blasirten Zeit; man gefällt sich im An:
blick einer Jungfräulichkeit, welche die Begierde nicht unmittelbar reizt,
aber um so mehr die Phantasie beschäftigt mit der Ahnung vom baldigen
Aufbrechen der Knospe. Daher auch die Vorliebe für die jungen Mädchen
von Grenze, wovon ich schon gelegentlich des Letzteren im ersten Buche
gesprochen habe, und die fabelhaften Preise, womit sie bezahlt werden.
Selbst Künstler der ernsten idealen Richtung, wie AmaurhsDuval, haben
nun, wie wir gesehen, jene zweifelhafte Anmnth unentwiclelter Formen zum
Gegenstande genommen. Die gleiche Neigung zeigt sich seit einigen Jahren
in der Plastik. Noch schlimmer aber ist, wenn der Maler, wie diesHenner
in seinem ,,jungen Mädchens cSalon von 1866J gethan, mit der Weichheit
der halbreifen Formen und den milden unbestimmten Tönen des jungen
Fleisches den Beschauer zu gewinnen trachtet.s