Die
Giroudisten
Leidcuisgest1;iCbtE
Maria.
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denn in der Marie Antoinette der Kontrast der doppelten Beleuchtung
ein gesuchter nnd raffinirter Effekt ist nnd so der Größe des einfachen
GegensaHes, der im Stoffe selber liegt, Abbruch thut.
Mehr aber noch als diese historischen Vorwürfe beschäftigten ihn be:
stimmte Momente aus dem christlichen Mhthenkreise, mit denen er sich seit
dem Tode seiner Gattin trug, namentlich die Leidensgeschichte der
Maria. Er hielt sich nicht streng an die evangelische Erzählung, sondern
dergegenwärtigte sich ans seiner eigenen Empfindung heraus die letzten
Schmerzenstage derMntter Jesn in ihren bittersten Momenten. Von 185s
an bis zu seinem Tode arbeitete er an einem Cyclus von Ge1nälden tin
kleinen FigurenJ, worin er dergestalt der Betriibniß seines eigenen Ge1niithd
in dem größeren Spiegelbilde eines namenlosen, auf eine ganze Welt sich
Vererbenden Sch1nerzes einen tieferen Ausdruck verlieh. Zuerst entstand
das Begriibniß Christi c1852, im Besitz des Grafen H1u1olstein1;Yt
dann Maria am Kren3ignngstage mit den heiligen Frauen in Linn;
lichem Gemach, an dessen kleinem Fenster, wie man an den Speeren der
Soldaten nnd der Tafel I. N. It. I. sieht, der unheilvolle Zug nach der
Richtstiitte leben Maria auf dem Heimweg von Gols
gatha, wie sie, auf Magdalena nnd Johannes gestiiht, zwischen altem Gcss
meiner n1iihsam der Thüre ihres Hauses znwankt, beide 185t5 nahezu
vollendet, nnd endlich Maria in Betrachtung vor der Dornenkrone
bei fahlem Lampenscl;eii1,iWJ ein Bild, woran er eben die letzte Hand legte,
als ihn der Tod Von der Arbeit 7abries. Keines dieser Werke. bewegt sich
in der gewöhnlichen, Borstellnngsweise der christlichen Malerei, keines zeigt
die typischen Charaktere ihres Mhthenkreises. Sie schildern den nnsägliehen
aber einfach menschlichen Schmerz der von einem entsetzlichen Schicksal Gei
troffenen. Nur an der großen Art, wie diese Menschen der Verzweiflung sich
hingeben, an der nnheimlichen nnd n1hsteriösen Stinnnnng, welche ans der
Anordnung sowol als der Beleuchtung mit eindringlicher Kraft zu1n.Be,
schaner spricht, fühlt man, daß hier ein nnendliches weithin tragendea Uns
gliick über ein bedentfan1es Geschlecht hereingebrochen ist, Auch die ideale
Gewandnng nnd die Tiefe des Ausdrucks zeigen an, daß wir ed hier mit
Personen nnd Dingen zu thun haben, die über das gewöhnliche Dasein
II Geft. von Henriquel Dupont.
Nil Gefj. in Sd;abmaniet von E. Girardet; nach
FM11cS you. G. von Eichthal erstanden.
Und Beide gest. in Schabtuanier von E. Girardet.
Um
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