RtligiZse Bilder.
Erfolge.
Seine
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durch ihre ideale Existenz, welche ein Erzeugnis; des menschlichen Geistes
selber ist. Nimmt man ihnen diese Form, worin sie sich für uns, verdich:
tet haben, um ihnen dafür den Schein einer eingebildeten Realitiit zu geben,
so nimmt man ihnen eben damit das eigene selbständige Dasein, das sie
für uns gewonnen haben.
Wol kein Künstler der Gegenwart hat während seiner Blüte bei der
Masse des Publikums einen so dnrchschlagenden Erfolg und von Seiten
der Höfe so ehrenvolle Anerkennung gefunden, als Horace Vernet. Hierin
wie in dem glücklichen Verlauf seines Lebens kann er sitt; mit Raphael,
Tizian und Rubens messen. Bei Ludwig Philipp, der mit ihm fast ver:
traulirh verkehrte, stand er in der höchsten Gunst; bei seinem.zweiten und
vierten afrikanischen Aufenthalt C1845J wurden ihm alle militiirischen Ehren
zu Theil, wie wenn er eine der höchsten Stellen im Heere bekleidete; alle
Akaden1ieen beeilten sich, ihn aufzunehmen, nnd die Fürsten, ihm der Reihe
nach ihre Orden anzuhängen. Mit dem russischen Kaiser Nikolaus stand
er, soweit das mit jenem Autokraten überhaupt anging, auf beinahe frennd:
schaftliehem Fuße. Der Fürst hätte gern von seiner Hand auch ein Stück
rnssischer Geschichte verherrlicht gesehen nnd bewog ihn daher zweimal nach
Petersburg zu kommen cl836 und 1842s1843J, wo er ihn auf die ans:
gesnehteste Weise aufnahm, seinem Generalstab zutheilte und mit sich eine
Reife durch verschiedene Gebiete des Reiches machen ließ. Vernet, der
kein größeres Vergnügen kannte, als Land und Leute kennen zu lernen,
nnd auf Reisen seine Lebenskräfte verdoppelt fühlte, folgte gern dem
Rufe. In Petersburg wußte er ebenso wie in Paris seine glänzende
Rolle zu spielen und seinen raschen Pinsel zu führen, ohne deshalb seinem
nationalen Bewußtsein Etwas zu vergeben. Er malte namentlich die Bilds
nisfe der kaiferlichen Familie und legte ein großes Schlachtengemälde
an, ,,das Gefecht von Wola vor der Einnahme von Warschaull, das er
1848 vollendete cbezahlt mit 100,000 Fr.; im Petersburger Winter:
pallaste.J
Die Jahre, da er die Smalah und die Schlacht von Jslh ausfiihrte,
bezeichnen den Höhepunkt seines Lebens nnd seines Ruhmes. Seit 1848
ging seine Zeit ihrem Ende zu. Es kamen neue Verhältnisse, neue Mem
sehen und ein anderer, ein bewußter nnd mit allen Kunstmitteln ausge:
riifteter Realis1nns, der seine harmlose und vo1n Stoff beherrschte Weise
bald über den Haufen warf. Jahrelang hatte er der Kritik getroyt, die
ihm oft übel genug mitgespielt, nnd sich offenhcrzig auf den Beifall der