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Bachs
KaPs
Die relig.
Malerei unter d.
Einfluß der idealen Kunstweise.
erwärmende Pnlsschlag des Jahrhunderts nicht heriiberreicht. Die hier
beabsichtigte iäußere Schönheit ist nur eine leere und entseelte Hülle, der es
cbendeshalb sowol an dem Charakter des individuellen Genius als an dem
ursprünglichen Zug des die Zeit bewegenden allgemeinen Lebens, also an
den Hauptbedingungen des eigenen Lebens gebricht.
Die ganze Gattung hat ans denselben Gründen, nachdem sie mit dem
Aufschwung der dreißiger Jahre bald das ihr zuge1nessene Ziel erreicht
hatte, eine eigentliche Entwickelung nicht durchgemacht. Es treten wol vers
schiedene Manieren auf, aber nur als die heriibergreifenden Auslänser der
verschiedenen Richtungen auf den anderen Gebieten. Es scheint daher ans
gemessen, die ganze Reihe zusammenzufassen und an die Leistungen des
Julikönigth1nns die des zweiten Kaiserreichs anzuschließen. Denn auch
dieses, darauf bedacht, sich für sein despotischcs Regin1eut die Stütze des
positiven Christenthums und daher wenigstens äußerlich das gute Eiuver:
nehmen mit der Kirche zu erhalten, läßt es an der cAussch1niickung ihrer
Stätten nicht fehlen und will hierin hinter den Austrengnngen der voran:
gegangenen Regierung nicht zurückbleiben. Jn der allgemeinen Stimmung
freilich ist nichts mehr von jenem religiösen Eifer, der früher von den
höheren Klassen ins stillem Widerspruch gegen den B1irgerkönig gepflegt
wurde; wenn die FebrnarreVolution eine gute Folge hat, so ist es die,
wenigstens den mittleren Ständen auch den Rest noch von kirchlicher
Gesinnung ansgetrieben zu haben. Doch, diese ernstlich zu beleben, liegt
auch nicht im Jnteresse der gegenwärtigen Regierung, und so genügt man
sich beiderseitig mit dein äußerlichen Schein des religiösen Kultus.
Dieser Lage der Verhältnisse entsprechen so.zie1nlich die neuesten Werke
der christlichen Kunst. Wol sind auch neuerdings noch Malereien entstan:
den Cz. B. in der neuen gothischen Kirche Sie. Clotildej, welche die
strengere Tradition der Jngresifchen Schule aufrecht zu erhalten suchen
und ein tieferes Streben, einen ernsten künstlerischen Sinn bekunden. Aber
im Ganzen gibt man nun, um dem an Pruuk nnd Luxus gewöhnten Ges
schlechte die Andacht leicht und gefällig zu machen, den biblische1sGestalteu
eine gewisse moderne,Eleganz der Erscheinung und eine sentinieutale Weins;
heil; des Ausdrucks Lein Beispiel dafür sind die auch bei uns hinlänglich
durch den Stich bekannten Ge1nälde JalabertsJ; oder man bringt in sie
den bewegten Wurf der Realität, taucht sie, um der Kälte ihres iibersinns
lichen Daseins abznhelsen, in einen tviir1neren Farbenschein und fügt dazu
noch den Reiz einer flotten bravourhaften Behandlung: eine Weise, deren