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Bindi
Kapitel.
GcZricault.
sc;affen scheinen. Doch waren diese Momente der Sammlung in der Min:
derzahl, immer riß es ihn wieder in den Taumel eines unruhigen
und vergniigungsvollen Weltlebens. Leicht lief; er sich daher von seinen
Genossen verleiten, in die königliche Edelgarde mit einzutreten, mit.wel:
eher 1814 die elegante Pariser Jugend, stolz auf ihre monarchische Gei
sinnung, das den König nmgebende Ritterthum wieder auszusrischen meinte.
Gäricault mochte sich zu dem neuen Beruf, der ihm im Grunde wenig
anstand, mehr durch die Bewegtheit des 1nilitärischen Lebens und dessen
malerisChe Seite angezogen fühlen; aber doch ist der Zufall bezeichnend, der
den Urheber der neuen Kunstweise, äußerlich wenigstens, auf die Seite der
Restauration trieb, während David inis Exil ging und die klasßsche Kunst
zuletzt durchaus kaiserlich gewesen. Auch begleitete während der hundert
Tage der neue Musketier, seiner Fahne treu, Ludwig XVIII. in die Ver:
baunung und gab seine Soldatenlausbahn dann freilich für immer
erst dann auf, als sein Corps c18l6J entlassen wurde.
Bereut hatte er es freilich langes schon, daß er,eingetreten war, und
um so unablässiger widmete er nun seiner Kunst, ihr ganz wiedergegeben,
alle seine Kräfte. So weit er auch vorgerückt war und so sehr endlich jene
beiden Gemälde beim Publikum sowol als bei der jungen Kiinstlergeneration
durchgeschlagen hatten, so hatte er doch das Bedürfniß einer noch tieferen
Ausbildung. Er fühlte, das; es nicht. geniige, die Natur allein zu
stndiren, um ihrer ganz Herr zu werden; das; vielmehr die Kenntniß der
Art und Weise, wie die Meister der großen Kunstepochen, namentlich also
die italienischen Maler, die Wirklichkeit angeschaut und in einer.vollendeten
Formenwelt zum Ausdruck eines vollen und nngebrocheuen Lebens neu ges
schaffen haben, für den später kommenden Künstler eine uuumgängliche
Schule sei, sowol um die Natur in ihrem eigentlichen Lebeusnerv fassen
zu lernen, als um, was ihn selber bewegt, mit leichter und sicher gestalten:
der Hand an den Tag zu bringen. Gäricault war der Erste von den
tModernen, der zu dieser Einsicht kam. Er fürchtete nicht, wie das später
in Frankreich sowol als jetzt noch in Deutschland häufig genug vorkommt,
jenen Meistern gegenüber seine Eigenthün1lichkeit einzubüßen, noch meinte
er, um die Natur richtig zu verstehen und lebensvoll wiederzugeben, fiir.sich
selber Manns genug zu sein und jener nicht zu bedürfen. Ihm war klar
geworden, daß die italienische Malerei durch eine günstige Entwickelung
und eine Vereinigung von.Kräften, wie sie in jedem Gebiete des Geistes
für eine Reihe von Zeiten nur einmal austreten, zu einer mustergiiltigen