RiII;arb ,
Lyon:
Schule von
R6voil.
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Karl V. zu zeichnen, hervorschauenJ, Allerlei zu erzählen; die so oft wie:
derholten Götter und Helden des Alterthnms wußte man endlich aus:
wendig und nun war es ein neuer Reiz, den pikanten Zügen aus der
daterländischen Geschichte auf der Leinwand nachzuforschen. Zudem hatte
man seine Freude an den n1it antiquarischer Sorgfalt nachgebildeten Trachi
ten und Gerätheu, die den uuderkeuubaren Stempel der Zeit trugen, wie
man zugleich die Feinheit der Ausführung bewunderte, 1nit der Alles bis
zum kleinsten Geräthe herab gleichmäßig vollendet war, nnd an der Frische
nnd Bestimmtheit des farbigen Kolorits sein Gefallen hatte. Auch der:
stand sich RcZvoil auf eine glückliche Wahl der Motive, ;1vie aus eine
ansprechende, leichtverständliche Auffassung. Seine Stoffe znmeist dem
Mittelalter nnd der Nenaifsance e11tnehmend, hielt er sich an die hervor:
ragenden Figuren der Geschichte, denen von vornherein das Juteresse des
Beschauers gesichert war, nnd schilderte gefäl1ige Züge ihres LebcnsJ in
denen eine liebenswürdige Empfindung und zugleich die Sitte des Zeit;
alters sieh aussprechen: Der gcnesendc Bahard unter den ihn pflegendcn
Frauen in Brescia c1817J, die gefangene Jungfrau von Orleans in
Nonen c1819Js Heinrich lV. mit feinen Kindern spielend, Maria Stnart
von ihren Dienern Abschied nehmend U822J, Bertrand de Gnesclin als
Sieger auf dem Tournier zu Rennes: Alles Stoffe, welche eine geu1iithi
liche Mitte halten zwischen historischer Bedeutsamkeit und der behaglichen
Besehriinktheit des bloßen Sittenbildes. Bisweilen auch hielt sich, RcZvoil
einfach an das Letztere, natiirlich wieder nur in Schilderungen des ver:
gangenen Lebens, wobei er mit Vorliebe das ritterliche Treiben der höheren
Stände in anmuthigen Scenen behandelte. Was den Maler selber an:
langt, so zeigt schon sein Leben, wie die neue Richtung der Malerei mit
dein ernenten Regiment der Bonrbonen Hand in Hand ging. Deren Rück:
lehr hatte ihn zu Versen begeistert keine gewisse literariscse Bildung fehlte
selbstverständlich dem in der Geschichte sich fleißig 1nnsehenden Künstler
nicht, wie er denn auch historische RoInane und Ritterlieder oerfaßteJ;
nicht wenige seiner Bilder gingen in den Besitz der königlichen Familie
über, er selber wurde Maler der Dauphine nnd ließ sich 1830 den Sturz
seiner Beschützer so zu Herzen gehen, daß er feine Professur an der Kunst:
sehnte zu Lyon niederlegte nnd sich in Stille und Einsamkeit zurückzog.
Erst später, nachdem er nach Jahren einen neuen Erfolg errungen; be;
srenndcte er sich mit dem Jnlikönigthum nnd war dann noch für die.
Galerie von Versailles thiitig.