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noch andere Maler die Gestalten Chateanbriands zu vertoerthen, ohne zu
fühlen, daß gerade diese Figuren ohne Fleisch und Blut für den bildenden
Künstler wenig dankbar sind. Indessen nur seine Stoffe ließen sie sich
vom Dichter geben; die ro1uantische Form und DarstellnngsIveise sollte erst
später und zwar selbständig, ohne unmittelbare Anregung von Seiten der
Dichtung in die Malerei eintreten. Das Bild Girodets, wohl sein bestes
Werk, ist in der ftiu1niungsvolleu Anordnung und Beleuchtung, der elegis
schen Ruhe des Ausdrucks nnd dem harmonischen Zug der Linien
nicht ohne Reiz; doch das Leiden dieser Menschen bietet zu wenig
allgemein menschliches Interesse, um in so ansprnchsvolletu Format nnd
in gleichsam monn1nentaler Erscheinung aufzntreten, und so lassen auch hier
die Gestalten die Gediegenheit nnd innere Fülle des Lebeus.ver1nisfen.
Als dann unter dein Kaiferreich die Schilderung der Zeitereignisse in der
Kunst eine bedeutende Stelle entnahm und die idealen Vorwürfe mehr
znriickdrängte, versuchte sich auch Girodet in derartigen Bildern: er malte
,,Napoleon empfängt die Schlüssel von Wiens U808J ein gleichgültiges
und ziemlich steif gehaltenes Ceretnonienbild und ,,die Eu1pörung von Kairoll
C1810; beide in VersaillesJ. In letzterem ist der Tumult und die Be:
wegnng der Kämpfenden ziemlich lebendig, aber die Anordnung wieder un:
geschickt; ein dreiuhauender Hnsar und ein nackter Araber nehmen fast das
ganze Bild ein; die übrigen Streiteuden stürzen in uneutwirrbareni Knäuel
übereinander. Zudem hat Girodet das weitaui8holende Geberdenspiel, das
man damals den römischen Helden gab, auf seine Soldaten übertragen,
die so ein seltsam gespreiztes Wesen haben. Die Darstellung solcher realen
Vorgänge war doch seine Sache nicht.
Er prodncirte von da an wenig, aufgerieben durch feine unruhige
Natur nnd seine seltsame Art zu arbeiten, wie er denn meistens tief in die
Nacht hinein bei Lampenlicht malte. Auch gab er sich mit allerlei poeti:
scheu Versuchen ab meistens in der befchreibenden Weise, die damals
durch Delille anfgekomtneu war und mit Uebertragnngen Anakreons nnd
Catulls. Während einer Reihe von Jahren machte er von diesen Studien
angeregt zu den alten Dichtern eine Reihe von Zeichnungen, namentlich
zu Anakreon, Moschus3 und Virgil; Sceuen.von wenigen, meistens nackten
Figuren in der gespaunten akademischen Weise der Schule, mit dem üblichen
,,llafsischeu0 Liuienzug, in dein nicht selten die Bewegung wie erstarrt ist,
dabei von fchwächlicher moderner Empfindung. Nur zu einem Gemzi1de
noch, indem es ih1u offenbar wieder um den Ausdruck einer poetischeu
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