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Im übrigen und abgesehen von dieser schwarzen
Kehrseite, berechtigen selbst seine Vorzüge den ,,Meister
des NatnralismusU keineswegs, die Stellung einzunehmen,
die er sich anmaßt. Nachdem er in seinen journalistischens
Kritiken die Romandichter der Gegenwart von oben herab
gerichtet und unter den literarischen Berühmtheiten der
vorhergehenden Periode mit Hilfe eines großen Massen:
mordes aufgeräu1nt, geberdet er sich nun als der Apostel
der ,,ZukunftsUliteratur. Dem Ideal muß die Maske
abgerissen werden. Naturalismus heißt das Dogma der
neuen Zeit. ,,Die RepublikH sagt Zola ,,ist natura:
listisch, oder sie ist nicht.E Namentlich gegen den ,,Roman:.
tismusE, den er einen Aussatz nennt, und gegen Bictor
Hugo, den Vater jener großen literarischen Revolution,
sind die Keulenschläge seiner Kritik gerichtet, die wenn
sie auch in Beziehung auf die unwahren Uebertreibungen
des dichtenden Meisters sowohl als des preisenden Publis
kums manches Richtige enthält sich doch mehr durch
einseitige Plumpheit, als durch ästhetisches Verständnis
auszeichnet. Denn Zolas Unwissenheit ist so groß wie
seine Belesenheit und womöglich noch größer als seine
Einbildnng. Jst doch der Naturalismus so alt wie die
Kunst; Und gerade Victor Hugo, der bekanntlich schon
vor fünfzig Jahren die Berechtigung des Häßlichen in der
Poesie verteidigt und in seinem Quasimodo in Szene
gesetzt hat, ist der Ausgangspunkt des heutigen Realismus,