Unter
den Mero1vingern.
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einem Beine an den Schweif eines wilden Pferdes binden.
Der verstiin1melte Leib der greifen Königin blieb in bluten:
den Stücken an den Kieseln des Wegs und am Gestein
der Schluchten hängen. Es war das Sinnbild der un:
bezäh1nbaren Barbarei, sagt Henri Martin, welche die
alte Zivilisation vollends in Stücke reißt.
Der christliche Charakter der merowingischen Zeit
erhellt genugsam aus den gegebenen Proben. Wie die
Fürsten, waren auch die Vasallen, welche dem Vorbilde
ihrer Herren nachstrebten. Herzog Rauching zum Bei:
spiel zwang die Diener, welche seine Orgien beleuchten
mußten, die Fackeln zwischen ihren nackten Beinen aus:
.zulöschen und dies so lange zu wiederholen, als das
Fleisch nicht bis zum Knochen verbrannt war. Wenn sie
schrieen, erstach er sie, und ihre stummen Schmerzensthränen
waren ihm das angenehmste Schauspiel.
Was Brunhilde ihr ganzes Leben lang angestrebt
hatte, die Einheit des fränkischen Reichs, war nun ver:
1virklicht, aber zu Gunsten ihrer Todseinde. Klotar der
Zweite war wieder König aller Franken wie Klotar der
Erste. Aber die Macht der Vasallen hatte durch diese
Kämpfe, die mit Ausrottung eines ganzen Königssta1nms
endigten, nur zugenommen, und das fränkische Königtum
ging seinem Untergang entgegen. Klotar starb 628, und
sein SohnsDagobert war der legte Merowinger, der
selbst regierte. Er hielt Hof in Paris mit orientalisclJem
Luxus, und im Munde des Volkes heißt er noch heute
le b0n roi Dagobert, weil er beim Beginn seiner