Mero1vingcrn.
Unter den
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Fredegunde, die troY ihrer Schlauheit diesen Schlag
nicht pariren konnte, hatte sich klug in den Schatten
zurückgezogen, ihre Zeit abwartend. Als ihr diese ge:
kommen schien, trat sie hervor und wußte den König
bald aufs neue zu fesseln, so daß er sie, seiner Ver;
sprechungen ungeachtet, zur Konkubine nahm. In dieser
Eigenschaft wagte sie der Königin öffentlich Trog zu
bieten, bis diese, der Beleidigungen müde, dem Könige
den Vorschlag machte, ihre Mitgift zu behalten und sie
zu ihrer Mutter,zurijckkehren zu lassen, da sie nicht mehr
mit Ehren in seinem Haufe leben könne. Der König,
von feiner eigenen Falschheit beraten, hielt das für Ver:
stellung, da er keinem Menschen so viel Uncigennütg,igkeit
zutraute, und eines Morgens fand man die arme Gutes:
winte erdrosfelt in ihrem Bette. Fredegnnde wurde bald
darauf wieder zur Königin erhoben.
Die stolze Brunhilde geriet außer sich über den
Mord ihrer Schwester und wußte ihrem Gemahl ihren
Rachedurst mitzuteilen. So wild und blutig auch jene
Zeit war, diese That empörte ganz Gallien, und Hil:
perich wurde vor eine große Volksversammlung geladen.
Brunhilde wollte ihn mit dem Tode bestraft wissen, aber
sie war gezwungen, den Blutreukaus anzunehmen, das
nach germanifchem GeseZe für die Ermordung einer
Person zu zahlende Wehrgeld. Doch wurde das Gesey
in einem bis jetzt unerhörten Maßstabe angewendet, denn
JHilperich mußte die ganze Morgengabe Galeswintes, die
fünf Städte: Bordeaux, Limoges, Cahors, B6arn und