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Literarische Skiz3en.
Berühmtheit als die Kunst. Es ist jene ungesunde Neu:
gierde für das Grausame und Obscöne, mit der eine rohe
Volksmasse an das Schafott der Missethäter und eine
feine Damenwelt in den Ballsaal der Courtisanen eilt;
es ist jener geheimnisvolle Zug nach dem Abgrund, welcher
dieser mehr noch mit Schmutz als mit Blut besudelten
Muse ihren Leserkreis zuführt. Um gerecht zu sein, darf
1nan trotzdem nicht verkennen, daß wie überhaupt bei
großen Erfolgen das Talent nicht abwesend zu sein pflegt
das Werk Zolas eine mit iiberlegter Absicht und
energischer Konsequenz durchgesührte Arbeit ist. Dasselbe
läßt sich daher trog seiner bedenklichen Richtung und seiner
ästhetischen Jrrtiimer nicht mit ein paar Scheltworten
abspeisen, sondern verlangt eine gründlichere Untersuchung
wie sehr auch die Kritik geneigt sein mag, einer Lite:
ratur, die nach allem eher als nach Moschus duftet, mit
verhaltenem Atem die Thüre zu weisen.
Es ist erklärlich, daß die Schilderung von Personen,
die es als ihre Lebensaufgabe betrachten, sich im tiefsten
Pfuhle niedriger Begierden zu wälzen, kein günstiges Vor:
Urteil für die Moralität des Verfassers erweckte: man
sagte sich, ein Erzähle: solcher Dinge könne seine Studien
nicht wohl am Kaminfeuer tugendsamen Familienglücks
gemacht haben. Aber hierin täuschte man sich. Denn
obwohl Zola bei seinen harten Lebensansängen ohne
Zweifel mit den tieferen Schichten der Gesellschaft in
Berührung kam und deren Thun und Treiben nicht bloß,
als Studiensa1nmler kennen lernte, so würde schon die.