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LiterarisdJe
Skizzeu.
volkstiin1lichen Wirklichkeit, einer naiven Weltanschauung
zu halten, so nötigt es sie andererseits, ihre Fabel ein:
fach und naturgemäß anzulegen, und die vom Erzähler
selbst erlebten Vorfälle mit einer gewissen sinnlichen Greis:
barkeit darzustellen. Deshalb beuüYen sie gern persönliche
Erlebnisse auch die anderer und ziehen wirkliche
Persönlichkeiten wenigstens als Modelle in ihren
Rahmen. So sind denn auch ihre Darstellungen von
großer Naturwahrheit, und von einer höchst charakteristischen
Lebendigkeit der Figuren.
Bei dieser Gelegenheit lassen die Fabulisten sich
wohl einmal verführen, in der Beschreibung etwas zu
viel des Guten zu thun, namentlich in Beziehung auf
die Genüsse der Tafel und einigemal in zu detaillirter
Ausführung des Gräs;lichen; aber im allgemeinen wissen
sie den modernen Realisn1us a11f jene liebevolle Klein:
1nalerei zu beschränken, welche mit berechtigter Genauigkeit
das Einzelne hervorhebt, um erhellende Streiflichter aus
die Eharaktere und Situationen zu werfen. Nebenbei
haben sie ein großes Verständnis für die Reize der land:
schriftlichen Natur, für den wuchtigen Zug der Erdbildung
und die geheimnisvolle Schönheit der Vegetation. Sie
wissen die Stimniungen des veränderlichen Himmels, die
Eindrücke der wechselvollen Tages: und Jahreszeiten mit
niederländischem Pinsel zu malen und als künstlerisch
wirksame Hintergrunde für die Personen und Handlungen
ihres Dramas zu verwenden. Ebenso zeichnen sich
ihre Schilderungen der großen Schlachten durih eine